Unternehmen Wirtschaft
15.10.2019

Plagiarius 2020: Noch bis Ende November dreiste Nachahmungen einreichen

Negativpreis „Plagiarius“ rückt auch 2020 skrupellose Nachahmungen ins öffentliche Licht

Unternehmer, Designer und Erfinder, die sich über dreiste Plagiatsfälle ärgern, haben erneut die Möglichkeit, ihre Originalprodukte sowie die vermeintlichen Nachahmungen zum Plagiarius-Wettbewerb einzureichen und den Plagiator – sei er Hersteller oder Händler – als Preisträger des Negativpreises vorzuschlagen.

Bereits zum 44. Mal schreibt die Aktion Plagiarius e.V. den Plagiarius-Wettbewerb aus. In Ergänzung zur juristischen Verfolgung hat sich die Teilnahme am Wettbewerb für viele Originalhersteller als sehr erfolgreich erwiesen: Die Aktion Plagiarius e. V.  teilt den vermeintlichen Nachahmern schriftlich mit, dass sie für den Plagiarius nominiert sind und gibt ihnen die Möglichkeit zur Stellungnahme. Die Antworten zeigen nicht nur die grundsätzliche Einstellung des Plagiators, sie enthalten oftmals auch für die Einreichenden neue und interessante Hintergrundinformationen. Darüber hianus hat die Angst vor öffentlicher Blamage bereits manchen Plagiator dazu gebracht z.B. eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben oder Lieferanten preis zu geben.

Preisverleihung

Die Verleihung des „Plagiarius 2020“ findet im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz auf der Frankfurter „Ambiente“ (07. bis 11.02.2020) statt, der weltweit größten Konsumgütermesse. Die Plagiarius-Preisträger 2020 werden im Rahmen der Sonderschau „Plagiarius“ auf der Messe an prominenter Stelle ausgestellt. Nach der Ambiente werden die aktuellen Preisträger im Rahmen von Plagiarius-Ausstellungen und Events einem breiten Publikum gezeigt.

Ein Preisträger des Plagiarius 2019. Links das Original der Bürkert Werke GmbH & Co. KG aus Ingelfingen, Deutschland, rechts das Plagiat, hergestellt  von Ningbo ACME Industrial Automation Co., Ltd., Ningbo, VR China. Der Nachahmer hat ein ganzes Produktprogramm kopiert. - © Aktion Plagiarius e.V.
Ein Preisträger des Plagiarius 2019. Links das Original der Bürkert Werke GmbH & Co. KG aus Ingelfingen, Deutschland, rechts das Plagiat, hergestellt von Ningbo ACME Industrial Automation Co., Ltd., Ningbo, VR China. Der Nachahmer hat ein ganzes Produktprogramm kopiert. © Aktion Plagiarius e.V.
Teilnahmebedingungen

Für die Teilnahme am Wettbewerb sind folgende Dinge einzureichen:

  • Das Originalprodukt (inkl. Original-Verpackung)
  • Das vermeintliche Plagiat (inkl. Verpackung)
  • Das ausgefüllte Anmeldeformular (inkl. Unterschrift)
  • Korrespondenz mit dem Plagiator, sofern vorhanden
  • Kopien von eingetragenen gewerblichen Schutzrechten, falls angemeldet
  • Gegebenenfalls weitere Informationen, die der Jury behilflich sein könnten (bitte kurz und präzise!)

Bitte senden Sie alle Unterlagen 1 x farbig ausgedruckt per Post & 1 x per E-Mail an info@plagiarius.com.

Das Anmeldeformular, die Teilnahmebedingungen und Infos zur Datenverarbeitung können Sie nachfolgend herunterladen. Einsendeschluss ist der 30. November 2019. Bis zum 31. Oktober 2019 gilt noch ein Frühbuchertarif.

Aktion Plagiarius ‒ Innovation statt Imitation

Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius e.V. jährlich den Negativpreis „Plagiarius“ an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen. Der Verein prangert öffentlich die Einfallslosigkeit und Dreistigkeit von Nachahmern an, die kreative Ideen und innovative Produkte anderer 1:1 kopieren und Profit daraus schlagen.

Die Plagiarius-Story

1977 entdeckte der Industrie-Designer Rido Busse auf der Frühjahrsmesse in Frankfurt auf dem Stand eines Herstellers aus Hong Kong ein offensichtlich exaktes Plagiat der Brief- und Diätwaage Nr. 8600 der Firma Soehnle-Waagen aus Murrhardt. Das Original war von der busse design ulm gmbh (heute: Busse Design + Engineering GmbH) komplett entwickelt und 1965 von Soehnle auf den Markt gebracht worden. Verkaufspreis im Laden: DM 26,00. Der chinesische Hersteller aus Hong Kong bot das Plagiat im halben Dutzend billiger an: Sechs Stück für DM 24,00, d.h. Ladenpreis unter DM 10,00. Die Ähnlichkeit der Produkte war allerdings nur äußerlich: Statt hochwertigem ABS-Kunststoff verwendete der Plagiator Polypropylen, was die Wiegegenauigkeit beträchtlich beeinflusste.

Soehnle erwirkte eine einstweilige Verfügung, der Plagiator musste die Waage von seinem Messestand entfernen und verpflichtete sich, den Vertrieb zu unterlassen. Allerdings waren von ihm schon über 100.000 Stück verkauft worden. Nach zwei Monaten bot ein anderer Hong Kong-Exporteur dasselbe Modell wieder auf dem deutschen Markt an - wieder einstweilige Verfügung, wieder Unterlassungserklärung und wenig später: Wieder ein anderer Nachahmer, usw.

Nachdem sich Rido Busse über die Möglichkeit von Schutzrechten informiert und dann erkannt hatte, dass die Situation äußerst günstig für Plagiatoren ist, entschloss er sich, durch die Vergabe eines Negativpreises und dessen Bekanntmachung über Presse, Funk und Fernsehen, die Öffentlichkeit und vor allen Dingen den Gesetzgeber auf diesen Missstand aufmerksam zu machen.

Mit dem Kauf des handelsüblichen Gartenzwerges Nr. 917 der Firma Heissner, den er schwarz lackierte und mit einer goldenen Nase versah (Symbol für Gewinn durch Plagiate) wurde die Ein-Mann-Bürgerinitiative gestartet. Der erste Plagiarius-Preisträger war die Firma Lee aus Hong Kong. 1980 übernahm zunächst der Verband Deutscher Industrie-Designer (VDID) die Schirmherrschaft und seit 1986 ist die Aktion Plagiarius ein eingetragener Verein.

(Quelle: Aktion Plagiarius e. V.)