Forschung
Symbolisches Bild der Nutzung Künstlicher Intelligenz in der Korrosionsforschung. Zusammengestellt aus Adobe Stock Bildern. - © MPIE
01.09.2023

Materialdesign mit Hilfe Künstlicher Intelligenz

Texte und Zahlen in einem KI-Modell

„Die Korrosionsresistenz jeder Legierung hängt von ihrer Zusammensetzung und ihrer Herstellung und Verarbeitung ab. Allerdings konnten bisherige KI-Modelle nur die Zusammensetzung basierend auf numerischen Daten verarbeiten. Da die Herstellung und Verarbeitung der Legierung aber textlich dokumentiert werden, flossen diese Daten nicht in KI-Modelle ein. Deswegen war die Aussagekraft bisheriger KI-Modelle eingeschränkt“, erklärt Dr. Kasturi Narasimha Sasidhar, Erstautor der Veröffentlichung und ehemaliger Postdoktorand am MPIE.

Das Forscherteam nutzt Sprachverarbeitungsmethoden, ähnlich wie ChatGPT, und kombiniert diese mit
maschinellem Lernen (ML). So konnten die MPIE-Wissenschaftler ein maschinelles Lernmodell entwickeln, das numerische Daten und natürliche Sprache vollautomatisch verarbeitet und nun besser vorhersagen kann, wie Legierungen sich bei Korrosion verhalten beziehungsweise welche Legierungen korrosionsresistent sind. „Am Anfang haben wir das Lernmodell mit Daten über Korrosionseigenschaften und Legierungszusammensetzung trainiert. Jetzt ist das Modell selbstständig in der Lage korrosionsresistente Legierungen zu erkennen, selbst wenn die einzelnen Elemente ursprünglich nicht in das Modell eingegeben wurden“, sagt Dr. Michael Rohwerder, Co-Autor der Veröffentlichung und Leiter der Gruppe „Korrosion“ am Max-Planck-Institut für Eisenforschung.

Ausblick: Automatisiertes Data Mining und Bildverarbeitung

Bisher basiert das KI-Modell auf manuell gesammelten Daten der Wissenschaftler. Ihr Ziel besteht jetzt darin, den Prozess des Data Mining zu automatisieren und nahtlos in ihr Modell zu integrieren. Zudem soll das Modell auch auf Mikroskopiebilder erweitert werden, damit alle relevanten Informationsquellen, Text, Zahlen und Bilder, in das KIModell einfließen und so die Aussagekraft weiter erhöhen.

Original-Veröffentlichung:

K.N. Sasidhar, N.H. Siboni, J.R. Mianroodi, M. Rohwerder, J. Neugebauer, D. Raabe: Enhancing corrosion resistant alloy design through natural language processing and deep learning. In: Science Advances 9 (2023) eadg7992. DOI: 10.1126/sciadv.adg7992

(Quelle: Presseinformation des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung GmbH, Autorin: Yasmin Ahmed Salem)

Schlagworte

DesignKIKorrosionsschutzKünstliche IntelligenzLegierungenMaschinelles LernenMaterialdesignWerkstoffe

Verwandte Artikel

22.04.2024

Führungsrolle bei digitalen Innovationen? Industrie ist gespalten

Die Hannover Messe zeigt ab heute jede Menge digitaler Innovationen. Die industrielle Fertigung wird zunehmend digitaler und die deutschen Unternehmen sind uneins über ih...

Digitaler Zwilling Digitalisierung Industrie 4.0 Industrielle Fertigung KI
Mehr erfahren
15.04.2024

Innovationsfähigkeit entscheidet über Produktivitätssteigerungen

Maschinen- und Anlagenbauer weltweit können ihre Produktivität um 30 bis 50 Prozent steigern, indem sie Innovationen in den Bereichen KI , Lean sowie Digitalisierung und...

Additive Fertigung Anlagenbau Digitalisierung Industrie 4.0 Informationstechnologie Innovationsfähigkeit KI Maschinenbau Nachhaltigkeit Operative Technologie Produktivität
Mehr erfahren
06.04.2024

Normung und Innovation: ein nachhaltig erfolgreiches Paar

Angesichts der einschneidenden Veränderungen der wirtschaftlichen Wertschöpfung ist die Einbindung von KMU in die Normung von großer Bedeutung. Sie bekommen dadurch die...

Circular Economy Innovation KI Kreislaufwirtschaft Normung
Mehr erfahren
Die Laser-induced Breakdown Spectroscopy LIBS detektiert wertvolle Legierungen in Metallschrott, den Roboter sortenrein trennen. Das Verfahren schafft die Grundlage für geschlossene Stoffkreisläufe ohne Downcycling.
02.04.2024

Lasertechnik und KI beflügeln die Kreislaufwirtschaft

Die Recyclingbranche setzt zunehmend auf die Laser-Emissionsspektroskopie (LIBS), um wiederverwendbare Rohstoffe in Abfallströmen zu identifizieren. Das Fraunhofer-Instit...

Circular Economy KI Kreislaufwirtschaft Laser-Emissionsspektroskopie Lasertechnologien Recycling
Mehr erfahren
Der Strain Hardening Test (SHT) ermöglicht eine präzise Überprüfung der Spannungsrissbeständigkeit von Kunststoffen.
25.03.2024

SKZ setzt neue Maßstäbe in der Kunststoffprüfung mit innovativem Strain Hardening Test (SHT)

Das SKZ setzt auf fortschrittliche Prüfverfahren zur Qualitätssicherung von Kunststoffen aus Polyolefinen. Der Strain Hardening Test ermöglicht das präzise Prüfen der Spa...

AD AI AM ERP Forschung Gas KI Kunststoff MES Norm Normen Polymere Prüfverfahren Qualitätssicherung Regelwerk Regelwerke Stanzen TIG Verformung Werkstoffe Zugversuch
Mehr erfahren