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28.09.2025

Globale Lieferketten im Klimastress

Im Zuge des Klimawandels nehmen Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen zu – mit Auswirkungen auf die globalen Lieferketten: So kann Wassermangel in vielen Branchen die Produktion behindern, während Überschwemmungen Häfen und Transportwege lahmlegen können. Betroffene Unternehmen und Staaten können gleichermaßen dazu beitragen, die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen, beispielsweise indem sie in kritische Infrastruktur investieren und ihre politischen Maßnahmen in Sachen Klimaresilienz abstimmen. Was es dabei zu beachten gilt, zeigt eine neue Studie des EU-geförderten Forschungsprojekts RETHINK-GSC, das vom Kiel Institut für Weltwirtschaft geleitet wird.

„Die Gefahr ist groß, dass Staaten etwa nach wetterbedingten Missernten Exportbeschränkungen für landwirtschaftliche Güter beschließen. Diese Beschränkungen wiederum verknappen die Güter auch in anderen Ländern und treiben hier wie dort die Preise in die Höhe – so können lokale Extremwetterereignisse weltweite Auswirkungen haben. Ein Beispiel ist die Reiskrise 2007/08, als sich die weltweiten Reispreise innerhalb von nur sechs Monaten verdreifachten“, sagt Dr. Niclas Poitiers, Wissenschaftler am belgischen Thinktank Bruegel und einer der Autoren der Studie Climate Risks to Global Supply Chains. Sein Fazit: „Klimagefahren belasten Wertschöpfungsketten weltweit. Daher ist es entscheidend, dass Staaten ihre Maßnahmen international koordinieren.“

Investitionsanreize für Unternehmen schaffen

Auch unterstützen Staaten oft Unternehmen nach wetterbedingten Schäden beim Wiederaufbau finanziell oder subventionieren Versicherungszahlungen in Gebieten mit hohem Klimarisiko. „Übernimmt der Staat jedoch einen zu großen Teil der finanziellen Last für die Sicherung globaler Wertschöpfungsketten, untergräbt dies die Motivation des privaten Sektors, selbst in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren“, sagt Poitiers. Die Studienautoren raten daher den Staaten, Anreize für Unternehmen in den betroffenen Gebieten zu schaffen, damit diese ihren Standort in eine sicherere Region verlegen oder in Maßnahmen zur Verringerung ihres Klimarisikos zu investieren.

Staaten leiden direkt und indirekt unter Klimarisiken

Klimabedingte Risiken bedrohen die globalen Lieferketten über mehrere Kanäle: einerseits durch Produktions- oder Ernteausfälle nach Naturkatastrophen, andererseits durch eine eingeschränkte Wasser- und Energiebereitstellung und Beeinträchtigung von Infrastruktur sowie Handelswegen. Als Beispiele nennen die Studienautoren, dass Überschwemmungen Fabriken oder Lager beschädigen oder die Vermehrung von Schädlingen in der Landwirtschaft begünstigen können. Auch müssen Branchen wie die Stromproduktion, die auf große Mengen Wasser angewiesen sind, während einer Dürre ihre Produktion drosseln, und Flüsse sind bei extremem Niedrigwasser nicht mehr schiffbar.

Bisher hatten solche Extremwetterereignisse messbare, aber überschaubare Auswirkungen auf die globalen Lieferketten. Experten erwarten jedoch, dass solche Ereignisse häufiger und massiver auftreten. „Dies beeinträchtigt dann nicht mehr nur direkt betroffene Regionen, sondern über den internationalen Handel auch größere Wirtschaftsräume, wenn nicht sogar die ganze Welt. Unternehmerische und staatliche Maßnahmen zur Schadensminderung werden deshalb immer wichtiger“, sagt Prof. Holger Görg, RETHINK-GSC Projektleiter und Leiter der Forschungsgruppe „Internationaler Handel und Investitionen“ am Kiel Institut für Weltwirtschaft.

(Quelle: Kiel Institut für Weltwirtschaft)

Schlagworte

KlimawandelLieferkettenStudieSubventionenTransportTransportwege

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