Forschung
Hochleistungskunststoffe auslegen mit KI. - © Frédéric Achereiner, SKZ
29.08.2023

KI erleichtert integrative Simulation von Kunststoffbauteilen

Künstliche Intelligenz erleichtert die integrative Simulation von Kunststoffbauteilen

Die Firmen PART Engineering, aiXtrusion und das Kunststoff-Zentrum SKZ geben ihre Zusammenarbeit in einem neu gestarteten Verbundprojekt bekannt. Durch die Entwicklung von KI-Modellen zur Vorhersage der Faserorientierung in Probekörpern und deren Auswirkung auf das mechanische Verhalten soll die Erstellung anisotroper Materialmodelle automatisiert und der Einsatz der integrativen Simulation vereinfacht werden.

Die Erstellung anisotroper Materialmodelle für die Struktursimulation von Kunststoffbauteilen erfordert einen iterativen Kalibrierungsprozess, bei dem Ergebnisse aus der Probenherstellung (Spritzguss) und der Materialprüfung (Zugversuche) mit entsprechenden Simulationsergebnissen (Füll- und strukturmechanische Simulation) abgeglichen werden. Diese Vorgehensweise verlangt vom Anwender erhebliches Know-how. Hier unterstützt das SKZ seit vielen Jahren bei konkreten Fragestellungen zur Materialprüfung und Digitalisierung in der Kunststofftechnik.

Um diese Knowhow-Lücke zu schließen, haben PART Engineering, aiXtrusion und das SKZ ein neues Forschungsprojekt gestartet. Dabei sollen die notwendigen Simulationsprogramme durch geeignete KI-Modelle ersetzt werden. Ziel ist es, dem Anwender ein vollständig gekapseltes und automatisiertes Werkzeug zur Erstellung und Validierung anisotroper Materialmodelle zur Verfügung zu stellen. In dem 30-monatigen Projekt werden zwei KI-Modelle entwickelt, um sowohl die lokale Faserorientierung in spritzgegossenen Proben als auch das mechanische Verhalten dieser Proben in Zugversuchen vorherzusagen. Die KI-Modelle werden mit Simulationsergebnissen aus den Füll- und strukturmechanischen Simulationen für verschiedene Materialien trainiert. Die Vorhersagequalität der KI-Modelle wird anhand von praktischen Messdaten und zusätzlichen Simulationen validiert.

Hochleistungskunststoffe auslegen mit KI. - © Frédéric Achereiner, SKZ
Hochleistungskunststoffe auslegen mit KI. © Frédéric Achereiner, SKZ
Integrative Simulation für KMU ermöglichen

Die Projektergebnisse sollen in Form eines Zusatzmoduls in eine kommerzielle Software einfließen, die den Einsatz der integrativen Simulation deutlich vereinfacht. „Das Potenzial der integrativen Simulation für einen effizienteren Materialeinsatz wird heute noch viel zu wenig genutzt“, sagt Dr. Marcus Stojek, Geschäftsführer von PART Engineering. „Für viele unserer kleinen und mittelständischen Kunden liegt die Hürde in der Verfügbarkeit von anisotropen Werkstoffmodellen. Nicht selten fehlt schlicht der Zugang zu einem der notwendigen externen FE-Solver für die Füll- und strukturmechanische Simulation, um solche Modelle selbst zu erstellen. In vielen Fällen ermöglicht erst die Integration des geplanten KI-Moduls überhaupt erst den Einsatz der integrativen Simulation für KMU ohne Vorerfahrung.“

„Eine große Herausforderung im Projekt ist die Generierung von Trainingsdaten in ausreichender Menge und in geeigneter Form“, sagt Dr. Timo Grunemann, Experte für KI und Digitalisierung am SKZ. „Mit der richtigen Machine-Learning-Strategie ist die Substitution von numerischen FEM-Solvern durch KI-Modelle hier jedoch auch bei eher überschaubaren Datenmengen möglich, da Geometrie und Randbedingungen der betrachteten Proben nur wenig variieren. Lediglich die Materialparameter sind frei wählbar.“

Mit ihren jeweiligen Kompetenzen ergänzen sich die Projektpartner in idealer Weise, um das angestrebte Entwicklungsziel zu erreichen. Das SKZ verfügt über eine jahrzehntelange Expertise im Bereich der Kunststoffprüfung und der Digitalisierung für die Branche. Auch PART Engineering ist seit mehr als zwei Jahrzehnten eine renommierte Adresse, wenn es um die Simulation und Materialmodellierung von Kunststoffen geht. Als Systemintegrator und Messsystementwickler im Bereich der digitalen Bildverarbeitung mit KI-Erfahrung rundet aiXtrusion die Entwicklung und Umsetzung der neuen Lösung ab. Das Entwicklungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die breite Kundenbasis der Projektpartner sowie die Softwareprodukte von PART Engineering stellen die Verbreitung der Entwicklungsergebnisse in die industrielle Praxis sicher.

Die Projektpartner:

PART Engineering ist ein Technologieunternehmen, das 1999 als technisches Beratungsunternehmen gegründet wurde. Heute entwickelt und vertreibt PART Engineering weltweit CAE Software und Simulations-Dienstleistungen im Umfeld der technischen Simulation. Das Unternehmen hat in breiten Industriesegmenten mehr als 400 Firmenkunden weltweit. Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.partengineering.com.

aiXtrusion ist als Ingenieurbüro im Bereich der Maschinenautomatisierung und Leitsystemtechnik für Kunststoffverarbeitungsmaschinen in den Standorten Arnsberg und Aachen tätig. Als Systemintegrator und Messsystementwickler wurden die Geschäftsfelder auch auf die Elektronikentwicklung im Embedded Systems Umfeld, Informationssysteme und Systeme zur digitalen Bildverarbeitung erweitert.

Weitere Informationen zum Forschungsbereich Simulation

Das SKZ ist Mitglied der Zuse-Gemeinschaft. Diese ist ein Verbund unabhängiger, industrienaher Forschungseinrichtungen, die das Ziel verfolgen, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, insbesondere des Mittelstandes, durch Innovation und Vernetzung zu verbessern.

Kontakt:

Dr.-Ing. Marcus Stojek, PART Engineering, Geschäftsführer
Telefon: +49 (0) 2204 30-6770
E-Mail: stojek@partengineering.com

Dr.-Ing. Frédéric Achereiner, SKZ, Expert Engineer Bauteileigenschaften
Telefon: +49 (0) 941 4104-475
E-Mail: f.achereiner@skz.de

(Quelle: Presseinformation des FSKZ e.V.) 

 

Schlagworte

ForschungKIKunststoffeSimulation

Verwandte Artikel

Prof. Lutz Eckstein wurde als VDI-Präsident einstimmig bestätigt
10.12.2025

Prof. Lutz Eckstein als VDI-Präsident wiedergewählt

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Lutz Eckstein wurde am 4.12.2025 einstimmig von der Vorstandsversammlung des VDI für weitere drei Jahre zum Präsidenten wiedergewählt.

Forschung Ingenieur Innovationen KI Technologien Vorstand Wissenschaft
Mehr erfahren
Die im Kreis Traunstein ansässige Unternehmensgruppe Wolfram Industrie mbH ist mittlerweile der einzige Hersteller von Wolframelektroden in der westlichen Produktionswelt.
09.12.2025

Standort stärken statt Abwanderung

Als einziger europäischer Hersteller von WIG-Schweißelektroden setzt die Gesellschaft für Wolfram Industrie mbH weiter auf den deutschen Wirtschaftsstandort.

Forschung Industrie Made in Germany Mittelstand Molybdän Nachhaltigkeit Schweißelektroden WIG-Elektrode Wolfram
Mehr erfahren
08.12.2025

German Edge Cloud tritt dem ZVEI bei

Die German Edge Cloud (GEC) ist neues Mitglied im ZVEI. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern will sie Industrial AI, sichere Datenräume und interoperable Architekturen voran...

Automatisierung Datenräume Digitalisierung Industrielle Wertschöpfung KI Wertschöpfung
Mehr erfahren
Fraunhofer-Präsident Holger Hanselka (2.v.r.) begrüßt Bundeskanzler Friedrich Merz (l.) während des Besuchs am Fraunhofer IOF.
05.12.2025

Bundeskanzler zu Gast am Fraunhofer IOF

Bundeskanzler Friedrich Merz hat im Rahmen seines Antrittsbesuches in Thüringen am 02.12.2025 das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena be...

Bundesregierung Forschung Innovationskraft Quantencomputer Quantenkommunikation Quantentechnologie Wertschöpfung Wettbewerb
Mehr erfahren
DVS Group
02.12.2025

Branchentreff HÜTTENTAG 2025

Der HÜTTENTAG fand in diesem Jahr zum siebten Mal statt. Rund 200 Teilnehmende folgten der Einladung der DVS Media GmbH als Veranstalter und der Messe Essen als Kooperati...

Dekarbonisierung Digitalisierung Energiepreise Industrielle Wertschöpfung Innovation KI Metallindustrie Resilienz Stahl Stahlindustrie Trendwende
Mehr erfahren