Trendthema
Mit einer vielversprechenden Kombination aus Kathode und Elektrolyt wollen die Forscherinnen und Forscher des HIU eine sehr hohe Energiedichte möglich machen. - © Amadeus Bramsiepe, KIT
14.08.2021

Rekordverdächtige Lithium-Metall-Batterie

Rekordverdächtige Lithium-Metall-Batterie

Eine extrem hohe Energiedichte von 560 Wattstunden pro Kilogramm bei bemerkenswert guter Stabilität bietet eine neuartige Lithium-Metall-Batterie. Dafür haben Forschende am vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in Kooperation mit der Universität Ulm gegründeten Helmholtz-Institut Ulm (HIU) eine vielversprechende Kombination aus Kathode und Elektrolyt eingesetzt: Die nickelreiche Kathode erlaubt, viel Energie pro Masse zu speichern, der ionische Flüssigelektrolyt sorgt dafür, dass die Kapazität über viele Ladezyklen weitestgehend erhalten bleibt. Über die rekordverdächtige Lithium-Metall-Batterie berichtet das Team im Magazin Joule.

Derzeit stellen Lithium-Ionen-Batterien die gängigste Lösung für die mobile Stromversorgung dar. Die Technologie stößt jedoch bei manchen Anforderungen an ihre Grenzen. Dies gilt besonders für die Elektromobilität, bei der leichte, kompakte Fahrzeuge mit hohen Reichweiten gefragt sind. Als Alternative bieten sich Lithium-Metall-Batterien an: Sie zeichnen sich durch eine hohe Energiedichte aus, das heißt, sie speichern viel Energie pro Masse bzw. Volumen. Doch ihre Stabilität stellt eine Herausforderung dar – weil die Elektrodenmaterialien mit gewöhnlichen Elektrolytsystemen reagieren.

Eine Lösung haben nun Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und am Helmholtz-Institut Ulm – Elektrochemische Energiespeicherung (HIU) gefunden. Wie sie im Magazin Joule berichten, setzen sie eine vielversprechende neue Materialkombination ein. Sie verwenden eine kobaltarme, nickelreiche Schichtkathode (NCM88). Diese bietet eine hohe Energiedichte. Mit dem üblicherweise verwendeten kommerziell erhältlichen organischen Elektrolyten (LP30) lässt die Stabilität allerdings stark zu wünschen übrig. Die Speicherkapazität sinkt mit steigender Zahl der Ladezyklen. Warum das so ist, erklärt Professor Stefano Passerini, Direktor des HIU und Leiter der Forschungsgruppe Elektrochemie der Batterien: „Im Elektrolyten LP30 entstehen Partikelrisse an der Kathode. Innerhalb dieser Risse reagiert der Elektrolyt und zerstört die Struktur. Zudem bildet sich eine dicke moosartige lithiumhaltige Schicht auf der Kathode.“

Die Forschenden verwendeten daher stattdessen einen schwerflüchtigen, nicht entflammbaren ionischen Flüssigelektrolyten mit zwei Anionen (ILE). „Mithilfe des ILE lassen sich die Strukturveränderungen an der nickelreichen Kathode wesentlich eindämmen“, berichtet Dr. Guk-Tae Kim von der Forschungsgruppe Elektrochemie der Batterien am HIU.

Mit dem ionischen Flüssigelektrolyten ILE (rechts) lassen sich Strukturveränderungen an der nickelreichen Kathode NCM88 weitgehend vermeiden; die Kapazität der Batterie bleibt über 1 000 Ladezyklen zu 88 Prozent erhalten. - © Fanglin Wu und Dr. Matthias Künzel, KIT/HIU
Mit dem ionischen Flüssigelektrolyten ILE (rechts) lassen sich Strukturveränderungen an der nickelreichen Kathode NCM88 weitgehend vermeiden; die Kapazität der Batterie bleibt über 1 000 Ladezyklen zu 88 Prozent erhalten. © Fanglin Wu und Dr. Matthias Künzel, KIT/HIU
Kapazität über 1 000 Ladezyklen zu 88 Prozent erhalten

Die Ergebnisse: Die Lithium-Metall-Batterie erreicht mit der Kathode NCM88 und dem Elektrolyten ILE eine Energiedichte von 560 Wattstunden pro Kilogramm (Wh/kg). Sie weist anfänglich eine Speicherkapazität von 214 Milliamperestunden pro Gramm (mAh/g) auf; über 1.000 Ladezyklen bleibt die Kapazität zu 88 Prozent erhalten. Die Coulomb-Effizienz, die das Verhältnis zwischen entnommener und zugeführter Kapazität angibt, beträgt durchschnittlich 99,94 Prozent. Da sich die vorgestellte Batterie auch durch eine hohe Sicherheit auszeichnet, ist den Forschenden aus Karlsruhe und Ulm damit ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur kohlenstoffneutralen Mobilität gelungen.

Originalpublikation (Open Access):

Fanglin Wu, Shan Fang, Matthias Kuenzel, Angelo Mullaliu, Jae-Kwang Kim, Xinpei Gao, Thomas Diemant, Guk-Tae Kim, and Stefano Passerini: Dual-anion ionic liquid electrolyte enables stable Ni-rich cathodes in lithium-metal batteries. Joule. Cell Press, 2021.

Publikation ansehen

Über das Helmholtz-Institut Ulm

Das Helmholtz-Institut Ulm (HIU) wurde im Januar 2011 vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft in Kooperation mit der Universität Ulm gegründet. Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) sind zwei weitere renommierte Einrichtungen als assoziierte Partner in das HIU eingebunden. Das internationale Team aus rund 130 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern forscht im HIU an der Weiterentwicklung der Grundlagen von zukunftsfähigen Energiespeichern für den stationären und mobilen Einsatz.

 

Schlagworte

BatteriezellenElektromobilitätLithium

Verwandte Artikel

25.08.2025

wire & Tube Southeast Asia 2025

Die Branche blickt gespannt auf die Fachmessen wire und Tube Southeast Asia in Bangkok vom 17. bis 19. September 2025.

Draht Elektrofahrzeuge Elektromobilität Infrastruktur Kabel Messe Rohre Rohrleitungssysteme Stromversorgung
Mehr erfahren
11.08.2025

KIT Science Week: Die Stadt der Zukunft gestalten

Smart Citys, Stadtplanung und Architektur, Nachhaltigkeit, Energieversorgung, Mobilität, Digitalisierung: Während des 200-jährigen Jubiläumsjahres des Karlsruher Institut...

AM Batterie Batteriezellen Digitalisierung Energie Energieversorgung Forschung International IT Mobilität Nachhaltigkeit Science TIG Wissenschaft
Mehr erfahren
08.08.2025

CBS ArcSafe Expands RSK-PMT Capabilities For Open-Door and 4-Position Switching

CBS ArcSafe, a leading manufacturer of remote racking and switching solutions for low- and medium-voltage switchgear, introduces an update for the RSK-PMT, a remote switc...

AC AD AI AM AR Battery Control DIN EV Glas IT Job K KI Lightweight Lithium MAG Manufacture Polypropylen Power Supply Rotation Safety Solar TIG Transformers Transport Wind Farms
Read more
SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2025
18.07.2025

Lösungen für komplexe Fügeaufgaben

Beim Messeauftritt von Scansonic stehen Bearbeitungsoptiken für die laserbasierte Metallbearbeitung im Mittelpunkt.

Elektromobilität Laser Laserstrahllöten Laserstrahlschneiden Laserstrahlschweißen Lichtbogen Optiken Schweißen SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2025
Mehr erfahren
10.06.2025

CyberJoin Wissenstransfer-Tage

Die nächsten Wissenstransfer-Tagen an der MPA sind gleichzeitig die letzten in der vom BKWK geförderten Projektphase von CyberJoin und damit ein finaler Abschluss.

Aluminium Automobilbau Batterie Batteriefertigung Batteriezellen Energie Energie Effizienz Herstellung IT Karosserie Leichtbau Mobilität Optimierung Produktion Roboter Technik Transformation Veranstaltung Verbindungen Verfahren Werkstoffe ZfP
Mehr erfahren