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29.09.2020

Roboter: Deutschland in Europa auf Platz eins

Roboter: Deutschland in Europa auf Platz eins

Deutschland ist in der Europäischen Union mit rund 221.500 Industrie-Robotern die am stärksten automatisierte Volkswirtschaft – der Bestand stieg um 3 Prozent (2019). Damit sind in den Fabriken der deutschen Wirtschaft rund dreimal so viele Industrie-Roboter im Einsatz wie in Italien (74.400 Einheiten), rund fünf Mal so viele wie in Frankreich (42,000 Einheiten) und rund zehn Mal so viele wie in Großbritannien (21.700 Einheiten). Das berichtet die International Federation of Robotics (IFR) mit der Veröffentlichung des Jahrbuchs World Robotics 2020.

„Der Einsatz von Industrie-Robotern in Europa hat mit rund 580.000 Einheiten einen historischen Höchststand erreicht – der Bestand stieg um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Milton Guerry, Präsident der International Federation of Robotics.

Deutschlands Anteil am europäischen Roboterbestand liegt bei 38 Prozent. Damit liegt das Land im weltweiten Vergleich nach China, Japan, Korea und den USA auf Rang 5. Das gilt 2019 auch für die jährlichen Verkaufszahlen. Hier bewegt sich die deutsche Wirtschaft schon seit vielen Jahren (2014 - 2017) auf dem sehr hohen Niveau von rund 20.000 Einheiten per anno – mit 20.400 verkauften Robotern wurde diese Marke 2019 erneut erzielt. Das Rekordergebnis 2018 mit rund 27.000 verkauften Industrie-Robotern war auf einer sehr dynamische Sonderkonjunktur zurückzuführen, hauptsächlich ausgelöst durch Investitionen der Automobilindustrie.

Deutschlands Anteil am europäischen Roboterbestand liegt bei 38 Prozent. Damit liegt das Land im weltweiten Vergleich nach China, Japan, Korea und den USA auf Rang 5. - © World Robotics 2020 Report
Deutschlands Anteil am europäischen Roboterbestand liegt bei 38 Prozent. Damit liegt das Land im weltweiten Vergleich nach China, Japan, Korea und den USA auf Rang 5. © World Robotics 2020 Report

„Die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft können derzeit noch nicht vollständig abgeschätzt werden“, fährt Milton Guerry fort. „Das Geschäftsjahr 2020 wird davon geprägt sein, dass sich die Branche erst einmal an die ‚neue Normalität‘ anpasst. Ein starker Impuls durch Großaufträge dürfte im laufenden Geschäftsjahr unwahrscheinlich sein. Eine Ausnahme bildet eventuell China. Der Grund: In der chinesischen Stadt Wuhan wurde das Coronavirus im Dezember 2019 erstmals identifiziert und das Land konnte sich im zweiten Quartal schon wieder konjunkturell erholen. Andere Volkswirtschaften befinden sich deutlich später an einem konjunkturellen Wendepunkt. Demnach wird es noch einige Monate dauern, bis sich positive Trends in neuen Automatisierungsprojekten und der Roboternachfrage niederschlagen. Für das Jahr 2021 rechnen wir mit einer Erholung – es könnte aber bis 2022 oder 2023 dauern, bis das Vorkrisenniveau erreicht ist".

Asien, Europa und Amerika – Überblick

Asien ist nach wie vor der größte Markt für Industrie-Roboter – der Bestand des größten regionalen Abnehmers, China, stieg um 21 Prozent und erreichte 2019 rund 783.000 Einheiten. An zweiter Stelle steht Japan mit rund 355.000 Einheiten – ein Plus von 12 Prozent. Ein Aufsteiger in der Region ist Indien mit einem neuen Rekordbestand von rund 26.300 Einheiten – ein Plus von 15 Prozent. Damit hat sich die Zahl der Industrie-Roboter in den indischen Fabriken innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.

Der Anteil neu installierter Roboter in Asien machte 2019 etwa zwei Drittel der weltweiten Absätze aus. In China liegt der Absatz von rund 140.500 neuen Robotern zwar unter den Rekordjahren 2018 und 2017, hat sich aber im Vergleich zu den Verkaufszahlen vor fünf Jahren mehr als verdoppelt (2014: 57.000 Einheiten). In den asiatischen Top-Märkten verlangsamten sich die Neu-Installationen 2019 – in China minus 9 Prozent, in Japan minus 10 Prozent.

In China kommt die große Mehrheit von 71 Prozent der neuen Roboter von ausländischen Lieferanten. Chinesische Hersteller bedienen nach wie vor hauptsächlich den heimischen Markt, wo sie zunehmend Marktanteile gewinnen. Ausländische Hersteller setzen etwa 29 Prozent ihrer Einheiten in der Automobilindustrie ab – chinesische Anbieter kommen in diesem Segment nur auf einen Anteil von etwa 12 Prozent. Aus diesem Grund sind ausländische Anbieter vom Geschäftsrückgang in der chinesischen Automobilindustrie stärker betroffen als ihre inländischen Wettbewerber.

USA, Kanada, Mexiko

Die USA sind der größte Anwender von Industrie-Robotern auf dem amerikanischen Kontinent und verzeichnen 2019 mit rund 293.200 Einheiten einen neuen Rekord – ein Plus von 7 Prozent. An zweiter Stelle steht Mexiko mit 40.300 Einheiten – das entspricht einem Zuwachs von 11 Prozent – gefolgt von Kanada mit rund 28.600 Einheiten und einem Plus von 2 Prozent.

Die Neuinstallationen verlangsamten sich in den Vereinigten Staaten im Vergleich zum Rekordjahr 2018 um 17 Prozent. Dennoch bleibt der Absatz 2019 mit 33.300 ausgelieferten Einheiten auf einem sehr hohen Niveau und erreicht insgesamt das zweitstärkste Ergebnis aller Zeiten. Die meisten Roboter werden in die USA aus Japan und Europa importiert. Obwohl die Zahl der US-Roboterhersteller sehr gering ist, gibt es sehr viele wichtige Systemintegratoren für Robotik und Automation. Mexiko liegt in Nordamerika mit rund 4.600 verkauften Einheiten an zweiter Stelle – hier verlangsamte sich der Absatz um 20 Prozent. Die Verkäufe in Kanada steigen um 1 Prozent und erreichen mit etwa 3.600 ausgelieferten Einheiten einen neuen Rekord.

Die Nummer eins in Südamerika ist Brasilien mit rund 15.300 Einheiten im Bestand – das ist ein Zuwachs von 8 Prozent. Der Absatz verlangsamte sich um 17 Prozent auf rund 1.800 Installationen – das ist noch immer eines der besten Ergebnisse aller Zeiten - und wurde nur von den Rekordauslieferungen im Jahr 2018 übertroffen.

Weltweiter Trend: Mensch-Roboter-Kooperation

Der Einsatz von kollaborativen Robotern (Cobots), die mit den Menschen Hand-in-Hand und ohne Schutzzaun zusammenarbeiten können, ist auf dem Vormarsch. So stieg der Absatz von Cobots 2019 um 11 Prozent – ganz entgegen dem Trend für die traditionellen Industrieroboter. Da immer mehr Hersteller kollaborative Roboter anbieten und sich gleichzeitig das Anwendungsspektrum vergrößert, stieg der Marktanteil 2019 auf 4,8 Prozent. Trotz dieser dynamischen Entwicklung steckt der Markt noch immer in den Kinderschuhen. Von den 373.000 abgesetzten Industrie-Robotern sind bisher nur rund 18.000 Einheiten Cobots.

© IFR International Federation of Robotics
© IFR International Federation of Robotics
Ausblick

Die globale COVID-19-Pandemie wird sich stark auf die Geschäftsentwicklung 2020 auswirken – bietet aber mit der Modernisierung und Digitalisierung in der Produktion auch Chancen für eine Erholung. Die Vorteile von Robotik und Automation bleiben zudem langfristig gesehen unverändert: Die Fertigung beschleunigen und kundenspezifische Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen liefern zu können, sind die Hauptanreize. Den Herstellern in entwickelten Volkswirtschaften ermöglicht die Automation, ihre Produktion an heimischen Standorten kosteneffizient beizubehalten – oder neu auszurichten. Darüber hinaus wird das Angebot an Industrie-Robotern ständig erweitert und umfasst traditionelle Industrie-Roboter, die alle Nutzlasten schnell und präzise handhaben können, sowie neue kollaborative Roboter, die sicher an der Seite des Menschen arbeiten und sich vollständig in die Werkbank integrieren lassen.

(Quelle: Presseinformation der IFR – International Federation of Robotics)

Schlagworte

AutomationCobot SchweißenRobotik

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