In diesem Interview sprechen wir mit Ing. Fernando Lescovar, Generaldirektor der ABS, und Zorailde Morais, International Welding Engineer, über die Chancen und Herausforderungen, vor denen die brasilianische Schweißgemeinschaft steht. Von der Bedeutung globaler Zusammenarbeit bis hin zur Abhängigkeit des Landes von importierten Technologien teilen sie ihre Perspektiven darauf, wie sich Brasilien in einer zunehmend vernetzten Industrie positioniert.
Welche technologischen Herausforderungen sehen Sie derzeit für das Schweißen in Brasilien?
Fernando Lescovar: Ein zentrales Problem ist die geringe Automatisierung. Viele Prozesse laufen noch manuell ab, und die Anzahl an Robotern pro 10.000 Beschäftigte ist im internationalen Vergleich sehr niedrig. Dazu kommt, dass an den Universitäten oft nur allgemein über Maschinenbau gelehrt wird, aber nicht spezifisch über Schweißtechnologien. Wir brauchen also mehr Fachkräfte, die sich wirklich tief mit diesem Gebiet beschäftigen.
Welche Rolle spielt dabei die internationale Zusammenarbeit?
Zorailde Morais: Brasilien ist auf Technologiepartnerschaften angewiesen, zum Beispiel mit Europa. Dort gibt es viele kleine, innovative Unternehmen mit Know-how, das wir dringend benötigen. Um unsere Produktivität und damit auch unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, müssen wir enger mit internationalen Partnern kooperieren. Erste Brücken entstehen gerade, etwa durch Messen und gemeinsame Projekte.
Wie wirkt sich die wirtschaftliche Situation Brasiliens auf die Branche aus?
Fernando Lescovar: Brasilien ist kein reiches Land, und die Profitabilität vieler Unternehmen ist begrenzt. Oft schauen Firmen nur auf den nächsten Monat – das ist ein Problem. Wir müssen langfristiger denken, in fünf Jahren, nicht nur im nächsten Quartal. Dazu braucht es Investitionen und vor allem Vertrauen. Wenn wir es schaffen, unsere Produktivität zu steigern, können wir auch die Rentabilität nachhaltig verbessern.
Was sollte ein europäischer Leser unbedingt über Schweißen in Brasilien wissen?
Zorailde Morais: Dass wir sehr offen sind für den Austausch von Wissen und Technologien. Die brasilianische Schweißgemeinschaft ist klein, aber engagiert und lernbereit. Wenn man das Vertrauen aufgebaut hat, kann man gemeinsam eine sehr spannende Zukunft gestalten – Schritt für Schritt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Info
Brasilien, die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, stützt sich stark auf das Schweißen als Eckpfeiler seiner industriellen Stärke – doch bleibt es ein anspruchsvolles Gebiet, das ständige Innovation und Fachkenntnisse erfordert. Der Brasilianische Schweißverband (ABS) mit rund 200 aktiven Mitgliedern spielt eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung des Berufs, beim Wissensaustausch und bei der Stärkung der Beziehungen zu internationalen Partnern.
(Quelle: Welding + Cutting Insider)
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