Unternehmen
Je leichter, desto schneller: Die Materialauswahl im F1-Wagen vereint maximale Gewichtsreduktion und maximale Sicherheit. - © Avigator Fortuner/Shutterstock.com
08.03.2023

Welche Metalle werden in den besten Autos der Welt verbaut?

Faszination Formel 1: Welche Metalle werden in den besten Autos der Welt verbaut?

Superschnell und supersicher sind die Formel-1-Autos. Um das zu erreichen, werden die Bauteilwerkstoffe anhand ihrer mechanischen Eigenschaften und ihrer Dichte ausgewählt. Denn je leichter desto schneller ist das Auto. Carbonfaser ist das Material der Wahl. Aber welche Metalle werden im Auto verbaut? So hochentwickelt der Werkstoff auch ist, die F1-Bauteile werden oft auf handelsüblichen CNC-Maschinen gefertigt. Einige gebrauchte Drehmaschinen aus einem Formel-1-Rennstall werden derzeit auf einer Industrieauktion versteigert.

Die Formel 1 fasziniert. Sie ist die Champions League des Motorsports – die einzigartige Kombination aus Technologie, Geschwindigkeit, Präzision und Wettkampf. Die Rennserie vereint die besten Fahrer und Ingenieur-Teams mit den komplexesten Autos und natürlich auch mit dem meisten Geld. Summa summarum kostet ein einziger F1-Wagen drei bis vier Millionen Euro.

Auf über 1.000 PS bringt es ein Formel-1-Auto. Bei 10-mal mehr Leistung als ein Standard-PKW wiegen die F1-Boliden nur die Hälfte. 2022 lag das Mindestgewicht bei 798 kg, inklusive Fahrer. Den Großteil macht die Motoreinheit aus, denn sie muss laut Reglement mindestens 150 kg wiegen. Bei allen anderen Bauteilen wird so viel Masse wie möglich gespart. Das geht einerseits durch eine kluge Werkstoffauswahl und andererseits durch ein effizientes Design. Neben der Gewichtsreduktion steht aber auch immer die Sicherheit im Fokus.

Abgesehen vom Getriebe, Motor und der Radaufhängung ist ein Formel-1-Auto größtenteils aus Kohlefaser gefertigt. Carbonfaser zeichnet sich durch eine hohe Steifigkeit und Festigkeit bei sehr geringem Gewicht aus – perfekt für die Formel 1. Aber bei den extremen mechanischen und thermodynamischen Anforderungen muss auf Metalle gesetzt werden.

Über 1.000 PS schafft ein Formel-1-Motor. Er besteht aus unzähligen verschiedenen Materialien: diverse Metalle und Legierungen, seltene Erden, Kunststoff, Carbonfaser und Keramik. - © lunamarina/Shutterstock.com
Über 1.000 PS schafft ein Formel-1-Motor. Er besteht aus unzähligen verschiedenen Materialien: diverse Metalle und Legierungen, seltene Erden, Kunststoff, Carbonfaser und Keramik. © lunamarina/Shutterstock.com
10.000-teiliges Herzstück: die Power Unit

Die Leistung kommt aus dem hochentwickelten V6-Hybrid-Motor mit 1,6-Liter-Hubraum. Diese PS-Monster dürfen nur von der FIA zugelassenen Herstellern gefertigt werden. Derzeit sind Mercedes, Ferrari, Renault und Honda in der Formel 1 aktiv. Ab 2026 werden es sechs Hersteller sein: Audi und RB Powertrains/Ford haben sich neben den vier etablierten registrieren lassen. Jedes F1-Team kann nur Motoren von einem dieser Hersteller beziehen und hat dann die Aufgabe, das gesamte Auto um diesen Motor herum zu bauen.

Die Power Unit des Weltmeister-Wagens von 2021, der Mercedes W12, besteht aus 10.000 Einzelteilen. Im FIA-Reglement ist detailliert festgelegt, welches Teil aus welchem Material hergestellt und wie gefertigt sein muss. Die Power Unit besteht hauptsächlich aus Metallen. Durch die umfangreich verbaute Elektronik kann man sie nicht alle aufzählen. Titan bzw. Titanlegierungen werden für viele Motorteile und für die Radaufhängung verwendet, da es eine hohe Zähigkeit, Festigkeit und Duktilität aufweist und korrosionsbeständig ist. Um Gewicht zu sparen, sind weniger stark belastete Teile, wie der Zylinderkopf, aus Aluminium gefertigt. Die Kurbel- und Nockenwellen werden aus einem einzigen Stahlwerkstück hergestellt.

Wenn die Zahnräder glühen

Nach dem Motor ist das Achtgang-Getriebe das zweitschwerste Bauteil. Über 2.000-mal schaltet ein Fahrer im gut 300-km-langen Rennen von Silverstone. Das geht auf die Zahnräder. Sie bestehen aus hochfestem Stahl und müssen nach jedem Rennen gewechselt werden. Im Gegensatz zum Getriebegehäuse, das die ganze Saison hält. Es muss möglichst steif sein, denn an ihm hängt die Hinterachse. Es wird daher aus Titan und Carbonfaser gefertigt. Die Antriebswellen sind aus Stahl gefertigt. Für Bauteile, die nicht im Additive Manufacturing hergestellt werden, ist jede Stahllegierung erlaubt. Die schwächer belasteten Getriebeteile werden aus Aluminium, aber aus Kunststoffen hergestellt.

High-End-Bauteile aus handelsüblichen Maschinen: Die CNC-Drehmaschine Elite 27 MS von HARDINGE ist eine Hochpräzisionsbearbeitungsanlage für diverse Materialien. Sie stammt aus einem F1-Rennstall und steht bis 23.03. zur Auktion. - © Surplex
High-End-Bauteile aus handelsüblichen Maschinen: Die CNC-Drehmaschine Elite 27 MS von HARDINGE ist eine Hochpräzisionsbearbeitungsanlage für diverse Materialien. Sie stammt aus einem F1-Rennstall und steht bis 23.03. zur Auktion. © Surplex
Wie CNC-Drehmaschinen zur Herstellung von Hochleistungskomponenten beitragen

Die Bauteile eines Formel-1-Autos müssen präzise und sicher in einer eine Prototypen- bis Kleinserienfertigung hergestellt werden. Die rasante Forschung und Entwicklung sowie jährliche Regeländerungen durch die FIA stellen eine weitere Herausforderung dar. Von den Maschinen ist also höchste Flexibilität gefordert. Handelsübliche, jedoch hochwertige CNC-Anlagen sind in der Lage, diese Anforderungen zu erfüllen. So spektakulär die Bauteile, so simpel die Maschinen.
Für die Fertigung der rotationssymmetrischen Teile, wie Kolben, Kurbel-, Getriebe-, und Antriebswellen sowie Radnaben, werden CNC-Drehmaschinen verwendet. Durch den Einsatz verschiedener Werkzeuge ist die Bearbeitung einer Vielzahl von Werkstoffen möglich. Und weil die Maschinen aus einem F1-Rennstall sehr hochwertig sind sowie ordnungsgemäß gewartet und gepflegt wurden, können sie sehr viele Jahre lang zuverlässig arbeiten. Werden diese durch neuere Anlagen ersetzt, gelangen sie auf den Gebrauchtmaschinenmarkt. Denn ein F1-Rennstall fungiert in diesem Fall auch nur als metallbearbeitender Betrieb.

Beim Industrieauktionshaus Surplex sind zurzeit CNC-Dreh- und Werkzeugmaschinen aus einem Formel-1-Rennstall erhältlich. Die Auktion läuft noch bis zum 23. März 2023. Die knapp 50 Posten befinden sich in Redcar and Cleveland, North Yorkshire, England. Die fünf Drehmaschinen von HARDINGE und HITACHI sind hochwertig und für ihre Präzision und Robustheit bekannt. Ergänzt wird das Auktionsangebot durch eine große Anzahl von Zubehör (Spannzangenhaltern, Bohrköpfen, Mikrotastern, Schrumpfhaltern, Backen-Futter und Schraubstöcke). Betriebe haben so die Chance, ihren Anlagenpark durch flexible Fertigungsmaschinen zu ergänzen. Die faszinierende Vergangenheit der Anlagen gibt es gratis dazu.

Zur Auktion

(Quelle: Presseinformation der Surplex GmbH)

Schlagworte

AutomobilbauCarbonfaserCNC-SystemeKarosseriebauLeichtbauTitanTitanlegierungen

Verwandte Artikel

15.04.2024

Großauftrag für KUKA: Mehr als 700 Roboter für Volkswagen in Spanien

KUKA und Volkswagen haben eine Rahmenvereinbarung über die Lieferung von mehr als 700 Robotern in diesem und den kommenden beiden Jahren geschlossen.

Automation Automobilindustrie Karosseriebau Robotik
Mehr erfahren
Joining Plastics
13.04.2024

8. Auflage der Ceresana-Marktstudie „Polyvinylchlorid (PVC)"

Das robuste PVC ist zwar nicht mehr der meistproduzierte Kunststoff der Welt, zählt aber neben Polyethylen und Polypropylen immer noch zu den meistverkauften Thermoplaste...

AI AM Analyse Bauindustrie ERP Faserverbundwerkstoffe GSI Kunststoff Leichtbau Polypropylen PVC Rohre Rohrleitungen Thermoplaste Thermoplasten TIG Verbundwerkstoffe Verpackungsindustrie
Mehr erfahren
Einbaufertige Lüftungsgitter mit Hexagonallochung von SCHÄFER Lochbleche.
23.03.2024

Bionik im Fahrzeugbau mit Lochblechen

Lochbleche sind in der Automobil- und Nutzfahrzeug-Industrie ein bewährtes Konstruktions- und Gestaltungselement. Dabei müssen sie in komplizierte Umgebungen eingebaut we...

AI Aluminium AM Automotive Baumaschinen Bleche Edelstahl KI Korrosion Laser Leichtbau Lochbleche MAG MES MIG Motoren Norm Oxidation PPE Pulverbeschichten Sintern Stahl TIG Weiterverarbeitung Werkzeug Werkzeuge Zink
Mehr erfahren
Schweissen und Schneiden
13.03.2024

Plastics Metal Stir Welding zur Herstellung von Kunststoff-Metallverbindungen

Bei der Notwendigkeit, Fahrzeuge leichter zu gestalten, erweist sich das neu entwickelte Plastics Metal Stir Welding-Verfahren dals einfache, kostengünstige und umweltfre...

Automobilbau Hybridverbindungen Konstruktion Kunststoff-Metall-Verbund Kunststoffe Leichtbau
Mehr erfahren
Schweißzange von Nimak.
26.02.2024

NIMAK und Stäubli als Partner in der Fügetechnik

Einer der bekanntesten Hersteller von Schweißzangen ist NIMAK. Ihre Produkte sind bei führenden Automobilherstellern zu finden. Damit ihre Schweißzangen und -roboter reib...

Automobilindustrie Karosseriebau Schweißen Schweißroboter Schweißtechnik Schweißzangen Steckverbinder Steckverbindungen Widerstandsschweißen
Mehr erfahren