Management
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12.02.2023

Wie erkennt man einen guten Coach?

Zu viele Scharlatane und Marktschreier: Wie erkennt man einen guten Coach?

Krisen zeigen unerbittlich die Schwächen in den Organisationen und Geschäftsmodellen sowie die Probleme bei der Unternehmensführung auf. Viele Topmanager fühlen sich dabei nicht nur gefordert, sondern überfordert. Wie können sie die Herausforderungen unserer Zeit meistern, die geprägt sind von komplexen Veränderungen, hoher Geschwindigkeit und großer Ungewissheit?

Topmanager als Mentoren für Topmanager

Viele Topmanager suchen die Antwort bereits im Coaching. Das zeigt die rapide Nachfrage nach gut ausgebildeten Coaches in Deutschland in den vergangenen Jahren. Vor allem fortschrittliche Unternehmen gehen dazu über, ihre Führungskräfte zu Coaches auszubilden. Damit erfährt das Coaching von Senior Executives und Führungskräften auch in Deutschland die Aufmerksamkeit, die diesem Ansatz gebührt. Vorbild ist hier das wohl qualifizierteste Führungskräfte-Netzwerk der Welt, die Chairman Mentors International (CMI).

73 ehemalige Topmanager aus 18 Nationen bieten als Coaches und Mentoren ihre Dienste an, um erfolgreichen Topmanagern, angehenden Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitzenden und ausgewählten Führungskräften zu helfen. Sie wollen die Lücke schließen, die im Coaching im Bereich des Spitzenpersonals nach wie vor klafft. CMI empfiehlt ausdrücklich, dass in diesen schwierigen Zeiten besonders Topmanager einen Sparringspartner, also einen Coach, einsetzen sollten.

Ein ungeschütztes Berufsbild

Ob ein Coaching erfolgreich verläuft, hängt maßgeblich von der Qualität des Coaches ab. Doch hier beginnt das Problem, denn das Berufsbild "Coach" ist in Deutschland nicht geschützt. Von den hier geschätzten rund 10.000 Coaches sind – ebenfalls geschätzt – bis zu 7.500 ohne nachgewiesene Qualifizierung und Zertifizierung. Während Psychotherapeuten staatlich geprüft sind und eine Zulassung benötigen, kann sich hierzulande jede Person Coach nennen und ihre Dienste anbieten. Um es auf den Punkt zu bringen: In Deutschland tummeln sich zu viele Scharlatane, Marktschreier mit ihren Motivationsshows oder schlicht Betrüger, die mit primitivem Mumpitz Unternehmen und Manager finanziell ausnehmen.

Viele Manager stehen sich selbst im Weg

Viele Manager bemerken gar nicht, dass in ihrem Leben etwas nicht stimmt. Sie kennen ihre "blinden Flecken" nicht! Damit stehen sie sich selbst und dem erfolgreichen Bewältigen von Problemen im Wege. Auffällig ist bei vielen, dass sie nicht in der Lage sind, sich klar auszudrücken. Es mangelt ihnen an Struktur. Die Vielfältigkeit und Komplexität der Probleme erfordert gut ausgebildete, erfahrene Coaches, die über ein umfangreiches Repertoire an Fragen, Tools, Interventionstechniken sowie Übungen verfügen.

Reinhard F. Leiter ist certified Coach für Unternehmer, Senior Leaders und Executive Coach bei der Personalberatung Selecteam in München. - © Reinhard F. Leiter
Reinhard F. Leiter ist certified Coach für Unternehmer, Senior Leaders und Executive Coach bei der Personalberatung Selecteam in München. © Reinhard F. Leiter
Aufmerksamkeit auf die eignen Sinne lenken

Potentialorientiertes Coaching zeichnet sich dadurch aus, dass der Coach dem Coachee bei seinen Schritten auf dem Weg zu seiner Lösung, seiner Entscheidung, seiner Handlung begleitet, indem er die Aufmerksamkeit des Coachees auf dessen Sinne – das Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Tasten – lenkt. Denn je mehr der Coachee sich seiner selbst bewusst ist, desto besser ist er in der Lage, intelligent und emotional intelligent zu (re-)agieren und die Elastizität seines Handelns zu erweitern. Das oberste Ziel ist es, gemeinsam herauszuarbeiten, ob sein von ihm selbst wahrgenommenes Ich mit dem wahren Ich übereinstimmt.

In diesem Sinne ist der Coach ein kreativer Sparringspartner, ein Impulsgeber auf Augenhöhe, der stets die Unternehmensstrategie im Fokus hat. Das setzt Leidenschaft, Empathie und Begeisterung im partnerschaftlichen Umgang frei. Es geht darum, dem Coachee zu helfen, sein brachliegendes Potential zu erkennen, zu heben und zu aktivieren. Wenn Coachees zudem in einem teilnahmsvollen Stil gecoacht werden, dann werden sie auch ihren Kunden, Mitarbeitern und Kollegen gegenüber mehr Mitgefühl und Anteilnahme zeigen.

Sensibilisierung für Körpersprache und Persönlichkeit

Um den Coachee wieder in Einklang mit sich selbst und der ihn umgebenden Wirklichkeit zu bringen, muss der Coach ihm helfen, sich bewusst zu machen, dass Beachtung ein menschliches Grundbedürfnis ist. Hilfreich sind auch Übungen zur Stressreduktion, zur Steigerung der Vitalität, Widerstandsfähigkeit, Gelassenheit und zur Stärkung des Selbstwertgefühls, beispielsweise mit Tai-Chi, Chi-Gong oder Yoga. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Sensibilisierung für den Zusammenhang zwischen Körpersprache und Persönlichkeit und das Erlernen, zuzuhören und konkret Stellung zu beziehen.

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Erfolg ist eine Frage der Qualität

Der Erfolg des Coaches hängt dabei von der Qualität seiner Arbeit, seiner Persönlichkeit und Einstellung sowie seiner Fähigkeit ab, die richtigen Fragen zu stellen – und vor allem von seiner Empathie und Zuhörkompetenz. Idealerweise wird ein Assessment mit mindestens drei Interviewern/Beobachtern und mit Hilfe eines ausgefeilten Interviewleitfadens oder Simulationsübungen durchgeführt. Dabei wird überprüft, ob der Coach psychodiagnostische Kompetenzen hat, damit er etwaige psychische/bipolare Störungen beim Coachee nicht nur erkennen und diesen an geeignete Therapeuten verweisen kann, sondern auch, ob er in der Lage ist,

  • den Coachee zu seinen Problemen zu führen und gemeinsam Lösungen zu suchen,
  • durch aktivierendes Fragen den Coachee Lösungen finden zu lassen,
  • das Vertrauen in der Beziehung aktiv zu gestalten und zu entwickeln,
  • die eigene Wahrnehmungsposition immer wieder kritisch zu hinterfragen,
  • sich auf die Zielvision und den Aspekt der Begeisterung beim Coachee zu fokussieren,
  • das Vertrauen in der Beziehung aktiv zu gestalten und zu entwickeln,
  • Wertschätzung und Anerkennung zu zeigen,
  • zu bemerken und zu benennen, was die Körpersprache des Coachees ihm mitteilt,
  • aus Vergangenem zu lernen und sich auf zukünftige Möglichkeiten zu fokussieren,
  • mit dem Coachee einen neuen Kontext zu entwickeln, der Sinn und Handlungsoptionen erschließt,
  • sich dem Coachee anzupassen, die Gesprächsführung flexibel und lösungsorientiert zu gestalten,
  • aktiv zuzuhören,
  • das Verhalten und die Situation des Coachees zu spiegeln,
  • das Ziel des Coaching-Gesprächs im Auge zu behalten,
  • kommunikative Schwierigkeiten zu erkennen und Lösungen anzubieten.
Klare Zielvereinbarungen und mehrjährige Berufserfahrung

Eine umfassende Auftragsklärung und Zielvereinbarung ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Coaching. Mit dem Coach sollte klar festgelegt werden, wer der Auftraggeber ist, wie die Zeitplanung aussieht, wo das Coaching stattfindet, wie die Zielerreichung (quantifizierbare Zahlen) aussieht und welches Honorar vereinbart wurde. Es versteht sich von selbst, dass der Coach über eine mehrjährige Berufserfahrung verfügt, denn potentialorientiertes Coaching in Unternehmen ist immer erfahrungsorientiert. Eine weitere Mindestanforderung bei der Auswahl sollte eine Zertifizierung von einer renommierten Bildungsinstitution sein.

Neben der mehrjährigen, praktischen Berufserfahrung gehört auch eine mindestens dreijährige, zertifizierte Zusatzausbildung in einer der Methoden der humanistischen Psychologie dazu, wie z. B. Gestalttherapie, Psychodrama, Hypnotherapie, Bioenergetik und Systemische Therapie. Ohne psychodiagnostische Kompetenzen können Coaches psychische Störungen beim Coachee nicht rechtzeitig erkennen. Deren Formen sind vielfältig und reichen vom krankhaften Narzissten über den Manisch-Depressiven, den Passiv-Aggressiven bis zum Gefühlsblinden und Autisten. Leider sind hier auch unheilbare Psychopathen anzutreffen.

Doch alle gewonnenen Erkenntnisse sind vergebens, wenn die Ziele und Ergebnisse des Coachings nicht konsequent umgesetzt werden. Ein erfolgreicher Coach wird deshalb in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit seinem Schützling den Coachingprozess reflektieren: Was läuft nach Plan, wo gibt es Probleme oder Hindernisse? Wer kann notfalls helfen?

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Resilient und mit Charakter

Da Coaching auch Stress bedeuten kann, ist die Resilienz des Coaches, also seine psychische Widerstandskraft, ein wichtiger Faktor. Daneben sind eine Reihe von Charaktereigenschaften für den Erfolg eines Coaches entscheidend. Dazu zählen beispielsweise:

  • die interpersonale Kompetenz wie verbale Klarheit, die Vermittlung von Hoffnung, der kompetente Umgang mit eigenen Emotionen, die Empathie gegenüber Klienten bei gleichzeitiger Problemfokussierung.
  • die Fähigkeit zur Selbstkritik. Ein erfolgreicher Coach sucht in regelmäßigen Abständen einen "Coach-Coach" auf und unterzieht sich einer Supervision.
  • die interkulturelle Kompetenz, die wichtig ist für den respektvollen und offenen Umgang mit Coachees, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben.
Die Chemie muss stimmen

Doch alle Kompetenz und alle angewandten Methoden nutzen nichts, wenn die Chemie zwischen Coach und Coachee nicht stimmt. Sie gedeiht am besten in einer vertrauensvollen Amosphäre und baut auf gegenseitiger Anerkennung, Respekt und das Wissen darauf auf, was man erwarten kann und was erwartet wird. Dabei ist eine gute Beziehung kein statischer Zustand, sondern ein Prozess, der mit dem ersten Eindruck beginnt.

Da Menschen sich innerhalb von Millisekunden eine spontane Meinung über einen anderen Menschen hinsichtlich Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Sympathie bilden, muss der Coach durch ein gewisses Maß an Körperspannung überzeugen. Haltung und Authentizität offenbaren sich in der Körpersprache. Selbstbewusstsein und Aufrichtigkeit, aber auch Verletzlichkeit finden so ihren nonverbalen Ausdruck. Emotionen, die direkt das limbische System ansprechen, vermitteln Authentizität und schaffen Vertrauen. Aufgesetzte Verhaltensweisen und der fehlende Glaube an das, was man sagt, lassen Menschen als unaufrichtig erscheinen und sind daher völlig kontraproduktiv.

Ob ein Coaching erfolgreich verlaufen wird, lässt sich schon ziemlich früh einschätzen. Bereits nach der ersten Kennenlernstunde, die noch vor dem eigentlichen Coaching stattfindet, können sich Coachees eine simple, aber effiziente Frage stellen: "Habe ich bei diesem Coach ein gutes Gefühl?"

(Quelle: Presseinformation von SELECTEAM; Autor: Reinhard F. Leiter)

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