Wirtschaft
© pixabay.com/Thomas
09.06.2024

Das Industriedilemma „made in Germany“

Das Industriedilemma „made in Germany“

Dilemma „made in Germany“: Die Produktion geht zurück, Aufträge fehlen. „Laut ifo-Umfrage spüren 44 Prozent der Unternehmen in unserer Branche Rückgänge“, so Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik beim Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung. Störfaktoren und Investitionsbremsen sind u. a. Energiekosten und Bürokratievorgaben. Das Dilemma ist hausgemacht, der WSM fordert schnell bessere Standortbedingungen. Ade: „Während unsere Wachstumsraten in der Stahl- und Metallverarbeitung 2023 wieder um 3,1 Prozent sanken, stiegen sie in der Türkei um 10,2 Prozent an. Und auch Frankreich lag leicht im Plus.“

Deutschland im Ländervergleich: zu teuer, zu lahm, zu marode

Woanders läuft es runder: In Frankreich zahlt die Industrie aktuell 13,84 Cent für Strom, in den USA nur 7,1 Cent. Bei uns sind es fast 18 Cent. Zudem kostet die hiesige Bürokratie zu viel Zeit: Deutschland rangiert bei der Verwaltungsdigitalisierung für die Wirtschaft im EU-Vergleich auf Rang 18 – dies zeigte eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln im letzten Jahr. Der bürokratische Aufwand für eine A1-Bescheinigung verschlingt laut Prognos gut 10 Euro, in Österreich und Frankreich sind es nur rund 7 Euro. Auch die Zeche für infrastrukturelle „Sparmaßnahmen“ zahlt die Industrie. Mit 2,10 bis 2,69 Prozent des BIP investiert Deutschland hier seit Jahren zu wenig – EU-weit liegt der Invest laut Statista bei durchschnittlich 3,25 Prozent. Die WSM-Kampagne „Wir. Formen. Fortschritt“ zeichnet auf ihren Social-Media-Kanälen aktuell weitere Ländervergleiche auf, bei denen Deutschland schlecht abschneidet. Der Standort ist teuer, lahm, marode und zu wenig industrieinteressiert. Die Folge: Unternehmen investieren weniger oder woanders.

Das Dilemma ist hausgemacht: In anderen Ländern ist Strom günstiger, die Bürokratie schneller und der Invest in die Infrastruktur höher. „Die aktuelle Industriepolitik gefährdet das ganze Land“, kritisiert WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer. - © Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM)
Das Dilemma ist hausgemacht: In anderen Ländern ist Strom günstiger, die Bürokratie schneller und der Invest in die Infrastruktur höher. „Die aktuelle Industriepolitik gefährdet das ganze Land“, kritisiert WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer. © Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM)
Nachfrageschwäche aus dem Maschinenbau: Indiz für fehlende Investitionen

„Unsere WSM-Unternehmen leiden unter der Nachfrageschwäche aus dem Maschinenbau. Sie ist ein Indiz dafür, dass dieser Sektor weniger investiert“, unterstreicht Holger Ade. Im März gab es in der Stahl- und Metallverarbeitung – anders als in anderen Produktionsbereichen – zwar ein 9-prozentiges Produktionsplus gegenüber Februar. Dennoch ist auch hier die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um knapp 6 Prozent gesunken.

Problemlöser: stabile Energiepreise und dauerhaft niedrigere Netzentgelte

„Dringende Aufgabe der Politik ist es, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen“, fordert der Verband. Ganz oben auf der To-do-Liste stehen für den WSM langfristig wettbewerbsfähige Energiepreise statt temporärer Entlastungen. Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer: „Vorübergehende Preisbremsen und Stromsteuersenkungen sind keine Problemlöser. Problemlöser sind stabile Preise und dauerhaft niedrigere Netzentgelte. Nur so können Unternehmen langfristig und verlässlich planen.“

Problemlöser: Bürokratie entschlacken und vereinfachen

Auch die zweite Investitionsbremse ist hausgemacht: das lähmende Bürokratiemonster mit Papierkrieg, unkomfortablen Abläufen, teuren und langwierigen Genehmigungsverfahren. „Die Politik muss Vorgaben und Regularien entschlacken und vereinfachen. Dann fassen Unternehmen wieder Mut zu investieren“, unterstreicht WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer. „Die aktuelle Industriepolitik gefährdet das ganze Land. Wir sind eine produzierende Nation ohne ausreichend Alternativen.“

(Quelle: Presseinformation des WSM – Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V.)

Schlagworte

MaschinenbauMetallverarbeitungStahlverarbeitungWirtschaftstandort Deutschland

Verwandte Artikel

28.11.2025

Verkauf von Automation Engineering

thyssenkrupp Automotive Technology hat den Verkauf seiner Business Unit Automation Engineering an die Agile Robots SE mit Sitz in München eingeleitet.

Automation Automobilindustrie Innovationen KI Maschinenbau Produktionsprozesse Robotik Technologie
Mehr erfahren
25.11.2025

Metallbearbeitung im Sonderformat

Zum Maschinenpark der KreLe GmbH gehören eine MSE Smart Laserstrahlschneidanlage sowie eine Euromaster Abkantpresse von MicroStep Europa, mit denen KreLe 3D-Bauteile präz...

Abkanten Abkantpresse Faserlaser Laserstrahlschneiden Maschinenbau Metallbearbeitung
Mehr erfahren
Gruppenbild aller WGP-Mitglieder und Wettbewerbsteilnehmenden in den Räumen der ABB AG, Friedberg
21.11.2025

Ingenieur-Nachwuchs mit innovativen Konzepten gewinnen

Auf der diesjährige Herbsttagung der WGP (Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik) wurden erstmals die Gewinner des NextGen Engineering Trophy Award gekürt.

Influencer Ingenieur Maschinenbau Nachwuchsförderung Produzierende Industrie Roboter Social Media
Mehr erfahren
20.11.2025

Zu hohe Arbeitskosten vernichten Arbeitsplätze

Industrieunternehmen können sich ihre Mitarbeiter nicht mehr leisten, dadurch gehen immer mehr Arbeitsplätze verloren. Treiber sind die Lohnnebenkosten – der WSM fordert...

Arbeitskosten Arbeitsplätze Industrie Lohnnebenkosten Metall Metallverarbeitung Reformen Stahlverarbeitung Wettbewerbsfähigkeit
Mehr erfahren
17.11.2025

Dekarbonisierte Metallverarbeitung in Deutschland

Mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit versteht sich das französische Unternehmen Hexalean als Bestandteil einer verantwortungsbewussten europäischen Industrie in der...

Biegen Dekarbonisierung Emmisionsreduzierung Emmissionen Innovation Metallverarbeitung Oberflächenbehandlung Schweißen Stahl Umformen
Mehr erfahren