Technologien
Julianna Posey beim Vorbereiten der Stahlproben für ihre Untersuchung. Die US-Amerikanerin ist für ihre Promotion an der Hochschule Osnabrück nach Deutschland gekommen - © Hochschule Osnabrück
20.10.2024

Untersuchungen über die Schweißbarkeit von additiv gefertigtem und gegossenem Stahl

Wie können additiv gefertigter und traditionell hergestellter Stahl optimal zusammen verarbeitet werden?

Nicht nur Produkte und Bauteile aus Kunststoff lassen sich in additiven Fertigungsverfahren, wie dem 3D-Druck herstellen, auch mit Metallen wie Stahl kann man drucken. Dieser additiv gefertigte Stahl kommt bereits vielfach zum Einsatz, besonders häufig in der Medizintechnik oder der Luftfahrt. Denn additiv gefertigter Stahl bietet viele Vorteile: „Es ist eine hervorragende Möglichkeit, um Einzelteile oder Kleinserien kosteneffizient herzustellen. Außerdem können Produkte sehr individuell angefertigt werden – beispielsweise Implantate in der Medizintechnik. Auch Reparaturen können einfacher und günstiger gestaltet werden, da nur die defekte Stelle ausgetauscht werden kann“, sagt Julianna Posey, Promovendin an der Hochschule Osnabrück und der University of Maryland Baltimore County (UMBC), USA.

Unterschiedliche Herstellungsverfahren ergeben unterschiedliche Mikrostrukturen

Doch darüber, wie sich additiv gefertigter Stahl in Kombination mit traditionell gefertigtem Stahl verhält, gibt es bisher nur wenige Studien. Posey untersucht daher in ihrer Promotion Schweißverbindung aus gegossenem und additiv gefertigtem Stahl. „Mein Fokus sind dabei die Ermüdungserscheinungen des gedruckten Stahls nach dem Schweißen – insbesondere die Mikrostruktur und wie sich diese durch das Schweißen verändert. Denn additiv gefertigter Stahl weist durch seine Herstellungsweise eine andere Mikrostruktur auf“, erklärt die US-Amerikanerin, die für ihre Promotion nach Deutschland gekommen ist. Grund dafür ist der Wärmefluss während der Produktion. Additiv gefertigter Stahl wird in einem Pulverbett hergestellt. Dieses Pulver wird mittels eines Lasers geschmolzen und so Schicht für Schicht das Bauteil oder Produkt aufgebaut. Dabei ist der Wärmeeinfluss sehr unterschiedlich. Daher ist auch die Mikrostruktur zunächst nicht gleichförmig. Erst durch eine anschließende Hitzebehandlung, wird sie gleichförmig und der Stahl kann verwendet werden.

Die Wärmeeinwirkung beim Schweißen verändert die Mirostruktur des Stahls. Diese Veränderungen hat Julianna Posey in ihrer Promotion untersucht. - © Hochschule Osnabrück
Die Wärmeeinwirkung beim Schweißen verändert die Mirostruktur des Stahls. Diese Veränderungen hat Julianna Posey in ihrer Promotion untersucht. © Hochschule Osnabrück

In einem so neuen Gebiet zu forschen ist für die Ingenieurin besonders spannend: „Durch Ergebnisse und Information in einem so unerforschten Gebiet wird man zu einer Art Spezialistin. Das war am Anfang natürlich erstmal ungewohnt. Aber ich konnte mich immer auf Unterstützung durch meine Betreuer, Prof. Dr. Javad Mola von der Hochschule Osnabrück und Dr. Marc Zupan vom der UMBC, und meine Kolleg*innen verlassen.“ Auch seitens der Industrie gab es Hilfe. So wurden die Proben, die die Promovendin für ihre Versuche benutzt hat, extra von ausgebildeten Schweißer*innen im Volkswagen-Werk in Osnabrück gefertigt.

Schweißverbindung brechen häufig beim additiv gefertigten Stahl

Die Proben wurden verschiedenen Tests, wie beispielsweise Zugproben und Härteprüfung, unterzogen und anschließend analysiert. Dabei experimentierte Posey auch mit und ohne Schweißzusätzen. „Meine Untersuchungen haben gezeigt, dass die Schweißverbindung häufig auf der Seite mit dem additiv gefertigten Stahl bricht. Das zeigt uns, dass wir den Schweißvorgang anpassen müssen und additiv gefertigten Stahl nicht einfach verarbeiten können, wie gegossenen Stahl. Versuche mit Schweißzusätzen haben sich jedoch als vielversprechend erwiesen. Das zusätzliche Material füllt den Schweißspalt und absorbiert Wärme, wodurch die Größe die Wärmeeinflusszone verringert wird.“

Eine Probe unterm Digitalmikroskop. Rechts ist der gegossene Stahl zu sehen, links der gedruckte, in der Mitte die Schweißnaht. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Wärmeeinfluss des Schweißens unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Materialien hat. - © Hochschule Osnabrück
Eine Probe unterm Digitalmikroskop. Rechts ist der gegossene Stahl zu sehen, links der gedruckte, in der Mitte die Schweißnaht. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Wärmeeinfluss des Schweißens unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Materialien hat. © Hochschule Osnabrück

Weitere Informationen:

M.Sc. Julianna Mariel Posey
Promovendin an der Hochschule Osnabrück und der University of Maryland, Baltimore County (Baltimore, USA)
Telefon: +49 (0) 541 969-2936
E-Mail: j.posey@hs-osnabrueck.de

(Quelle: Presseinformation der Hochschule Osnabrück, Autorin: Justine Prüne)

Schlagworte

3D-DruckAdditive FertigungLuftfahrtMedizintechnikSchweißbarkeitStähle

Verwandte Artikel

30.11.2025

Die Jubiläums-Fakuma 2026

Vom 12. Oktober bis 16. Oktober 2026 feiert die Kunststoffindustrie ein besonderes Ereignis: die 30. Fakuma in den Messehallen von Friedrichshafen am Bodensee.

3D-Druck Extrusionstechnik Fachmesse Innovation Jubiläum Kunststoffe Kunststoffverarbeitung Spritzgießtechnik Technologien
Mehr erfahren
Tobias Röcker (CEO, PartsToGo, Mitte), Manuel Kappler (Application Engineer, PartsToGo, links) und Kai Wagner (Sales Manager, Sonotronic, rechts) präsentieren bei der offiziellen Übergabe das Ultraschall-Handschweißgerät iSONIC WAVE HSG sowie zwei 3D-gedruckte Kunststoffteile mit den Logos beider Unternehmen, die zu einem Bauteil verschweißt wurden.
22.11.2025

Strategische Partnerschaft: Ultraschall trifft 3D-Druck

Sonotronic, ein Unternehmen, das sich auf Ultraschalltechnologie spezialisiert hat, und die PartsToGo GmbH, Fachhändler und Dienstleister für industrielle 3D-Drucklösunge...

3D-Druck Additive Fertigung Fügen von Kunststoffen Schweißen Technologie Ultraschallschweißen
Mehr erfahren
StAlVac verbindet datengestützte Materialentwicklung, Additive Fertigung und Werkstoffinnovation – für die nächste Generation hybrider Leichtbauteile
15.11.2025

Datengestützte Materialentwicklung für den metallbasierten Leichtbau

Multimaterialbauteile aus Aluminium und Stählen mit geringer Dichte gelten als ein Schlüssel für den Leichtbau der Zukunft. Doch ihre Herstellung ist komplex und fehleran...

Additive Fertigung Aluminium Effizienz Hybridbauteile Laserstrahlauftragschweißen Leichtbau Polymere Werkstoffe Stahl
Mehr erfahren
14.11.2025

Ganzheitliche Lösungen für maßgeschneiderte Automatisierung

Als temporärer F&E-Entwickler und Programmierer präsentiert sich Eckelmann auf der SPS in Nürnberg als Partner für Start-ups und Mittelstand.

3D-Druck Anlagenbau Automatisierung Bohren Fräsen Laserstrahlschneiden Maschinenbau Outsourcing Schneiden Wasserstrahlschneiden
Mehr erfahren
Rendering des Fraunhofer-IWU-Messestands für die Formnext. Gäste können die Exponate in den frei stehenden Elementen von mehreren Seiten betrachten.
13.11.2025

3D-gedruckter Messestand auf der Formnext

Das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) präsentiert neue Materialien für die additive Fertigung am selbst gedruckten Messestand.

3D-Druck Additive Fertigung Laserstrahl LPBF Luft- und Raumfahrt Luftfahrttechnik Materialien Metallpulver Titanaluminid Wolfram
Mehr erfahren