
Die Richtlinien 2000/53/EG (ELV), REACH 1907/2006 und RoHS 2011/65/EU verfolgen gemeinsam das Ziel, Blei aus Materialien zu beseitigen und so die Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für Menschen über den gesamten Lebenszyklus der Produkte hinweg zu reduzieren – von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung und dem Recycling. Trotz der nachgewiesenen schädlichen Auswirkungen dieser Substanz verläuft der regulatorische Prozess jedoch in unterschiedlichem Tempo, beeinflusst durch die Verfügbarkeit von Alternativen, die als technisch und wirtschaftlich tragfähig gelten. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Fristen und Übergangszeiträumen, die zwar auf den schrittweise und endgültigen Verzicht von Blei abzielen, aber gleichzeitig das Risiko bergen, den Wandel unnötig in die Länge zu ziehen, der eigentlich schneller und entschlossener erfolgen sollte.
Europa verzichtet auf Blei: ein entscheidender Moment für die Aluminiumindustrie
Eural Gnutti – ein Hersteller von gezogenen Stangen aus Aluminiumlegierungen für die mechanische Bearbeitung und Anbieter von stranggepressten Stangen und Profilen – beschleunigt den Übergang mit Lösungen, die bereits heute bleifrei sind und den in Entwicklung befindlichen Vorschriften entsprechen. Dadurch verkürzen sich nicht nur die Anpassungszeiten, sondern bringt dem Unternehmen auch Vorteile gegenüber den kommenden regulatorischen Herausforderungen.

Im Speziellen konzentriert sich die Richtlinie 2000/53/EG (ELV) auf den Automobilsektor und verbietet die Verwendung von Blei in Altfahrzeugen, mit Ausnahme einiger kritischer Komponenten, für die bestimmte Ausnahmen gewährt wurden. Diese wurden zwar verlängert, aber schrittweise reduziert, mit einem voraussichtlichen Ablaufdatum Ende 2027. Die REACH-Verordnung, die die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe regelt, stuft Blei als besonders besorgniserregende und hochtoxische Substanz über 0,1 % ein (SVHC-Liste). Sie verpflichtet zu Melde- und Genehmigungsverfahren und sieht strengere Beschränkungen für die Verwendung und den Handel von Blei in Metalllegierungen vor. Derzeit werden weitere Bewertungen für ein endgültiges Verbot in bestimmten Sektoren durchgeführt. Die RoHS-Richtlinie hingegen beschränkt die Verwendung von Blei in elektrischen und elektronischen Geräten und sieht nur für spezifische Anwendungen Ausnahmen vor. Konkret betreffen die Änderungen des Anhangs III der Richtlinie 2011/65/EU Ausnahmen für den Einsatz von Blei als Legierungselement in Aluminium mit progressiven Ablaufdaten. Für bleihaltige Aluminiumlegierungen für die mechanische Bearbeitung läuft die Ausnahmeregelung jedoch Ende 2026 aus.
Warum bleifreie Legierungen die Zukunft sind
Obwohl die Verwendung von Blei in der Industrie stetig abnimmt, spielte es historisch gesehen eine Schlüsselrolle in Eisen- und Nichteisenlegierungen, um deren Bearbeitbarkeit zu optimieren. Durch seine spezifische Verteilung innerhalb der Legierung verbessert Blei die Spanbildung und verringert die Reibung zwischen Metall und Werkzeug. Die vorausschauende Strategie von Eural Gnutti hat jedoch bewiesen, dass es möglich ist, neue, bleifreie Legierungen zu entwickeln, die sowohl technisch als auch wirtschaftlich tragfähig sind und die gleichen Hochleistungsmerkmale bieten. Diese Innovation gewährleistet eine sehr gute Zerspanbarkeit und steigert die Produktivität von Werkzeugmaschinen, indem sie kürzere Zykluszeiten ermöglicht – mit positiven Auswirkungen auf die Produktionskosten und die Qualität der gefertigten Bauteile.

Im Detail markierte das Projekt Lead free einen bedeutenden Entwicklungsschritt für das Unternehmen und führte zur Entwicklung von drei Legierungen, die teilweise aus recyceltem Aluminium hergestellt werden. Die erste, 6026LF, ebnete den Weg für diese neue Materialgeneration. Ihr folgte die Legierung 2033, die speziell als Ersatz für hochbearbeitbare Legierungen der 2000er-Serie entwickelt wurde, sowie die neueste und innovativste Variante, der 2077.
Die Legierung 6026LF Lead free kombiniert hervorragende mechanische Eigenschaften mit außergewöhnlicher Spanbildung bietet gleichzeitig eine hohe Bearbeitbarkeit und Vielseitigkeit. Sie kommt vor allem in der Automobilindustrie zum Einsatz, insbesondere in Bremssystemen und Anwendungen, die hohe Festigkeit und eine erstklassige Oberflächenqualität erfordern – auch nach Hartanodisierung. Zudem ist die chemische Zusammensetzung der Legierung für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen.
Die Legierung 2033 Lead free wurde für die Bearbeitung auf hochdrehenden Automatendrehmaschinen entwickelt. Sie zeichnet sich durch die Bildung extrem feiner Späne aus. Dank ihrer mechanischen Eigenschaften und ihrer Fähigkeit, höheren Drücken als die 2011 standzuhalten, ist die 2033 besonders für Anwendungen in hochspezialisierten Branchen geeignet, darunter die Automobil-, Elektro- und Elektronikindustrie, der Stanzbereich sowie die Herstellung von Schrauben, Bolzen und Gewindeteilen – selbst bei geringen Wandstärken. Hier sind optimale Bearbeitbarkeit und schnelle Produktionszeiten essenziell.

Die 2077 Lead free stellt eine Innovation im Bereich der hochfesten Legierungen dar. Sie die einzige, die sowohl hohe mechanische Eigenschaften als auch exzellente Spanbildung gewährleistet. Mit ihrer Kombination aus hoher Festigkeit und sehr guter Bearbeitbarkeit bietet sich die 2077 als Alternative zu bestimmten Stahlsorten und Gusseisen an. Die Spanbildung, vergleichbar mit den Legierungen 2011 und 2033, ermöglicht hohe Produktivitätsniveaus, engere Toleranzen, eine verbesserte Oberflächenrauheit und eine längere Werkzeugstandzeit – eine ideale Legierung für anspruchsvolle Anwendungen.
„Die Umsetzung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ist ein integraler Bestandteil der Strategie von Eural Gnutti, das sich als Green Transition Enabler positioniert – mit der Fähigkeit, den Übergang zu einer verantwortungsbewussteren Industrie zu beschleunigen. Unsere Lead-free-Legierungen sind Teil eines umfassenderen Plans, der technologische Exzellenz mit der Reduzierung der Umweltbelastung und einer effizienten Ressourcennutzung vereint,“ erklärt Paola Gnutti, Präsidentin von Eural Gnutti, und ergänzt: „In diesem Sinne ist das Recycling von Aluminium ein zentraler Bestandteil dieser Vision und zeigt, dass Innovation, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen können – ohne Kompromisse.“
(Quelle: Pressemeldung Eural Gnutti)
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