Wirtschaft
© pixabay.com/gepharts3d
22.08.2022

Deutsche Aluminiumindustrie: Standort durch Energiekrise bedroht

Deutsche Aluminiumindustrie: Standort durch Energiekrise bedroht

Die Produktion von Aluminium in Deutschland ist im zweiten Quartal 2022 teils deutlich gesunken. Mit einem Rückgang von 23 Prozent schrumpfte die Herstellung von Rohaluminium besonders stark. Nach dem ersten Halbjahr 2022 steht hier ein Minus von gut einem Fünftel (-21 Prozent) auf 448.000 Tonnen zu Buche. Der Strompreis hat jüngst ein neues Rekordniveau erreicht und stellt gerade die stromintensiven Aluminiumhütten in Deutschland vor existentielle Herausforderungen.

Im Halbzeugbereich lag das Produktionsvolumen im zweiten Quartal mit 675.000 Tonnen knapp unter dem Niveau des  Vorjahreszeitraums (-1 Prozent). Darunter verzeichneten die Hersteller von Aluminium-Strangpressprodukten allerdings einen Rückgang von 4 Prozent, während die Fertigung von Walzprodukten stabil blieb (±0 Prozent). Im bisherigen Jahresverlauf bis Juni erreichten die Halbzeughersteller insgesamt ein Volumen von 1,34 Mio. Tonnen (±0 Prozent).

Dr. Hinrich Mählmann, Präsident von Aluminium Deutschland (AD) betonte: „Wenn wir nicht zeitnah eine Lösung in der Energiekrise finden, wird es bald keine Aluminiumhütten mehr in Deutschland geben. Sie sind akut bedroht. Diese industrielle Basis muss unbedingt erhalten werden. Aus leidvoller Erfahrung wissen wir, welche Folgen eine zu starke Abhängigkeit bei wichtigen Roh- und Grundstoffen mit sich bringt. Der Green Deal bleibt die wichtige Herausforderung und Aluminium ist ein Schlüssel für die Dekarbonisierung der gesamten industriellen Lieferkette. Eine schleichende Deindustrialisierung bedeutet eine Verlagerung in Regionen mit deutlich geringeren Sozial- und Umweltstandards – mit entsprechenden Folgen für das Klima. Deswegen sollten wir nicht an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen.“

Produktion der deutschen Aluminiumindustrie (in Tonnen) - © Aluminium Deutschland
Produktion der deutschen Aluminiumindustrie (in Tonnen) © Aluminium Deutschland
Gas-Umlage sorgt für hohe Zusatzbelastung

Für die Nichteisen-Metallindustrie entstehen durch die jüngst beschlossene Gasumlage Mehrkosten in Höhe von knapp 300 Mio. Euro. Davon entfällt mit etwa zwei Dritteln der Großteil auf die Aluminiumindustrie. Gerade bei bei gasintensiveren Betrieben, wie etwa bei den für die Senkung der CO2-Emissionen so wichtigen Recycling-Betrieben, ergeben sich dadurch Zusatzkosten, die schnell in den fünfstelligen Euro-Bereich pro Mitarbeiter gehen. Mählmann weiter: „Die Gasumlage ist grundsätzlich ein erforderliches Instrument, um die Versorgung Deutschlands zu sichern. Allerdings sollte ihre konkrete Ausgestaltung nochmals überdacht werden. Die Politik ist nun in der Verantwortung, mit der gasintensiven Industrie nicht den zweiten Domino-Stein umzustoßen, nachdem sie den ersten gestützt hat. Eine zeitliche Streckung der Umlage, wie von der gesamten Industrie gefordert, wäre ein erster Schritt. Zudem sollte man in Berlin darüber nachdenken, die Über-Steuereinnahmen, die der Staat durch die hohen Energiepreise erzielt, einzusetzen, um für eine Entlastung zu sorgen. Die ohnehin stark belasteten Unternehmen erfahren durch die Umlage einen zusätzlichen Nachteil im internationalen
Wettbewerb.“

(Quelle: Presseinformation von Aluminium Deutschland e. V.)

Schlagworte

AluminiumAluminiumindustrieAluminiumproduktionDekarbonisierungEnergiekriseHalbzeugeWalzprodukte

Verwandte Artikel

DVS Group
02.12.2025

Branchentreff HÜTTENTAG 2025

Der HÜTTENTAG fand in diesem Jahr zum siebten Mal statt. Rund 200 Teilnehmende folgten der Einladung der DVS Media GmbH als Veranstalter und der Messe Essen als Kooperati...

Dekarbonisierung Digitalisierung Energiepreise Industrielle Wertschöpfung Innovation KI Metallindustrie Resilienz Stahl Stahlindustrie Trendwende
Mehr erfahren
21.11.2025

Welding Processes for Aluminium Welding

Aluminium’s high strength-to-weight ratio makes it essential for weight-critical, safety-driven applications, but its intrinsic material properties complicate manufacturi...

Aluminium Aluminium Welding Construction Energy Heat Exchanger Laser Laser Beam Welding Material Properties MIG Photovoltaic Plasma Welding Process Properties PV Solar Solar Energy TIG Welding Wind Energy Wind Turbine
Read more
17.11.2025

Dekarbonisierte Metallverarbeitung in Deutschland

Mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit versteht sich das französische Unternehmen Hexalean als Bestandteil einer verantwortungsbewussten europäischen Industrie in der...

Biegen Dekarbonisierung Emmisionsreduzierung Emmissionen Innovation Metallverarbeitung Oberflächenbehandlung Schweißen Stahl Umformen
Mehr erfahren
16.11.2025

Deutsche Aluminiumindustrie: Zukunft des Industriestandorts steht auf dem Spiel

Die deutsche Aluminiumindustrie steckt weiter in der Wachstumsschwäche. Produktionsdaten für das 3. Quartal 2025 zeigen, dass der wichtigste Aluminiumstandort Europas sei...

Aluminium Aluminiumhalbzeuge Aluminiumindustrie Beschäftigungsabbau Industrie Produktion Produktionsverlagerung Recycling
Mehr erfahren
StAlVac verbindet datengestützte Materialentwicklung, Additive Fertigung und Werkstoffinnovation – für die nächste Generation hybrider Leichtbauteile
15.11.2025

Datengestützte Materialentwicklung für den metallbasierten Leichtbau

Multimaterialbauteile aus Aluminium und Stählen mit geringer Dichte gelten als ein Schlüssel für den Leichtbau der Zukunft. Doch ihre Herstellung ist komplex und fehleran...

Additive Fertigung Aluminium Effizienz Hybridbauteile Laserstrahlauftragschweißen Leichtbau Polymere Werkstoffe Stahl
Mehr erfahren