Wirtschaft
Zeugnisübergabe der bundesweit ersten Teilnehmer der beruflichen Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist/Geprüfte Berufsspezialistin für industrielle Teilereinigung“ - © Fraunhofer FEP
04.03.2024

Neue berufsbegleitende Fortbildungsstufe eröffnet Perspektiven

Neue berufsbegleitende Fortbildungsstufe zum geprüften Berufsspezialisten (m/w/d) für industrielle Teilereinigung eröffnet Perspektiven

Qualifiziertes Personal fehlt in vielen deutschen Unternehmen zunehmend und quer durch alle Branchen. Der Fachkräftemangel wird als eines der größten Geschäftsrisiken der Zukunft eingeschätzt, denn er kann zum betrieblichen Stillstand führen. Die Qualifikation und Weiterbildung vorhandener und motivierter Mitarbeitender ist daher ein essenzieller Bestandteil zur Haltung von Personal. Aber was, wenn es keine Angebote am Markt gibt? Für die industrielle Teilereinigung erarbeitete die Sächsische Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden mbH gemeinsam mit dem Fraunhofer FEP ein Konzept zur berufsbegleitenden Fortbildung. Mit Erfolg – im Frühjahr 2024 startet die Weiterbildung zum geprüften Berufsspezialisten erstmals!

Suchte man bisher nach einer anerkannten Weiterbildung für einen beruflichen Abschluss im Bereich der industriellen Teilereinigung, so fand man zwar eine Vielzahl von (Verfahrens-)spezifischen Schulungen, jedoch weder eine thematisch umfassende und anbieterunabhängige Fortbildung noch einen anerkannten Berufsabschluss im Bereich der industriellen Teilereinigung. Es gab schlichtweg den Beruf des industriellen Teilreiniger im Vielklang der Studien- und Ausbildungsberufe nicht.

Dem gegenüber steht die sehr stark zunehmende Relevanz des Themas der industriellen Teilereinigung in der Industrie, denn auch nur kleinste Verunreinigungen an vermeintlich einfachen Bauteilen können die Funktionalität späterer Produkte maßgeblich beeinträchtigen oder zum kompletten Funktionsausfall, beispielsweise bei elektronischen Bauteilen, führen.
Das Fraunhofer FEP als Spezialist für Oberflächenbeschichtungen und -veredelung hat bereits seit über 20 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der industriellen Teilereinigung, denn Reinheit spielt bei der Entwicklung maßgeschneiderter, funktionaler Oberflächen eine essenzielle Rolle. Dies spiegelt sich auch im sehr aktiven Part des Institutes innerhalb des Fraunhofer-Geschäftsbereiches Reinigung wider, dessen Geschäftsstelle seit einigen Jahren am Institut angesiedelt ist.

Nach intensiven Bemühungen des Fraunhofer FEP startete im Jahr 2021 das InnoVET-Projekt „CLOU“ (FKZ 21IV007D), in dem unter anderem gemeinsam mit der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden mbH (SBG) das Konzept einer berufsbegleitenden Fortbildung zum „Geprüften Berufsspezialisten (m/w/d) für industrielle Teilereinigung“ erarbeitet und erprobt wurde. Im Jahr 2023 konnten die ersten neun Teilnehmenden erfolgreich ihre Prüfungen zum „Berufsspezialisten für industrielle Teilereinigung (m/w/d)“ an der IHK Dresden ablegen.

Zeugnisübergabe der bundesweit ersten Teilnehmer der beruflichen Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist/Geprüfte Berufsspezialistin für industrielle Teilereinigung“ - © Fraunhofer FEP
Zeugnisübergabe der bundesweit ersten Teilnehmer der beruflichen Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist/Geprüfte Berufsspezialistin für industrielle Teilereinigung“ © Fraunhofer FEP

Projektleiter Frank-Holm Rögner erläutert dazu: „Bisher standen besonders kleine- und mittelständische Betriebe vor einem Dilemma. Fachkräfte müssen gewonnen, qualifiziert und gehalten werden. Bisher war es aber „ausgelernten“ Auszubildenden nach dem Abschluss der Berufsausbildung nicht möglich, eine berufliche Höherqualifizierung bis auf DQR-7 zu erfahren. Es blieben nur Karriereoptionen in Richtung eines Hochschulstudiums, womit die Fachkräfte besonders bei den KMUs verloren gingen. Mit dem Konzept des Berufsspezialisten für die industrielle Teilereinigung haben wir ein bisher einzigartiges Angebot geschaffen, das wir nun nach erfolgreichem Abschluss des Projektes erfreulicherweise in ein für alle zugängliches Angebot überführen konnten.“

Mit dem InnoVET-Projekt „CLOU – Zukunftscluster für innovative berufliche Bildung“ haben die Projektpartner gemeinsam die Grundlagen für ein neues Bildungsangebot in diesem Bereich gelegt. Für diese berufliche Aufstiegsqualifikation wurde ein modulares Konzept erarbeitet und konkret in der Praxis gemeinsam mit den ersten Teilnehmenden erprobt. Ein Meilenstein für die Branche der industriellen Teilereinigung, in der quali¬fizierte Fortbildungsangebote bisher rar gesät waren.

Nach erfolgreichem Abschluss des Projektes „CLOU“ sind die Experten des Fraunhofer FEP und des Fraunhofer-Geschäftsbereiches Reinigung nun stolz, dass ab April 2024 der erste Startschuss für die daraus entstandene, neu konzipierte und exklusive Aufstiegsfortbildung zum „Geprüften BerufsSpezialisten (m/w/d) für industrielle TeileReinigung – BeSTeR" fällt. Dafür bringen die Wissenschaftler des Institutes weiterhin ihre Expertise in der industriellen Reinigungstechnik im Rahmen der Fortbildung beim Partner SBG ein.

René Günthel, Geschäftsführer der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden mbH freut sich dazu: „Ab dem 15. April 2024 können interessierte Personen mit einer Leidenschaft für industrielle Reinigungsprozesse mit der berufsbegleitenden Fortbildung starten und sich ab sofort dafür anmelden. Das Angebot ist eine wegweisende Kooperation des Fraunhofer FEP und der SBG Dresden und außerdem förderfähig durch das Aufstiegs-BAföG.“

Interessierte Teilnehmer können damit die erste Fortbildungsstufe mit IHK-Abschluss, orientiert am DQR Niveau 5 erlangen, während sie sich gezielt und praxisnah im umfangreichen Gebiet der industriellen Reinigungsprozesse weiterentwickeln. Die berufsbegleitende Fortbildung legt den Fokus auf das fundierte Verständnis der Grundlagen der industriellen Teilereinigung und die praxisnahe Beherrschung relevanter Fertigkeiten. Die Teilnehmenden erlernen und erarbeiten sich neues Wissen mit den Experten in der 12-monatigen Fortbildung in Präsenzphasen, Selbstlernphasen und über Onlineunterricht, was die Weiterqualifizierung neben dem Beruf erleichtert.

Daraus ergeben sich auch vielseitige Vorteile für die Unternehmen, die ihr Personal nun anerkannt und IHK-geprüft fortbilden können. Mit dem erlangten Wissen in der industriellen Teilereinigung ist künftig eine effektivere, schnellere und material- und umweltschonendere Produktion durch sicheres Beherrschen von Reinigungsprozessen möglich. Zudem ist die Weiterbildung ein Schlüssel für die Bindung von Fachkräften im Unternehmen. Die Teilnehmenden erfahren durch den geprüften Abschluss zum Berufsspezialisten (m/w/d) eine berufliche Aufwertung und eine deutliche Verbesserung des Arbeitsumfeldes durch Expertenwissen und eine sehr zielgerichtete, an den Bedürf¬nissen der Unternehmen und Teilnehmer ausgerichtete Ausbildung.

Die Keyfacts:

Start: 15. April 2024
Dauer: berufsbegleitende Fortbildung, 12 Monate mit insgesamt 433 Stunden Unterricht
Format: Praxiswochen in Dresden, Onlineunterricht, Selbstlernphasen
Lernziele: Erlangung von Grundlagenwissen, Planen und Verstehen komplexer Prozessketten beim Einbinden von Reinigungsprozessen, sowie der Fehlerdetektion und Ursachenermittlung
Abschluss: Geprüfter Berufsspezialist / Geprüfte Berufsspezialistin für industrielle Teilereinigung (IHK)

Weitere Informationen zur berufsbegleitenden Weiterbildung, allen Randbedingungen und Anmeldung finden Sie hier:

Mehr erfahren

(Quelle: Presseinformation des Fraunhofer-Instituts für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Palsmatechnik FEP)

Schlagworte

ArbeitsmarktFachkräftemangelFachkräftequalifizierungIndustrielle TeilereinigungOberflächenbehandlungOberflächenbeschichtungOberflächenveredelung

Verwandte Artikel

20.07.2024

Der Mensch im Mittelpunkt der Arbeitsgestaltung

Die neue Ausgabe der baua: Aktuell gibt in ihrem Schwerpunkt Einblicke in die Forschungsarbeit der BAuA zur menschengerechten Arbeitsgestaltung. Dabei folgt sie dem Leitg...

Arbeitsplatzgestaltung Arbeitssicherheit Arbeitswelt Automatisierung Biostoffe Fachkräftemangel Gefahrstoffe KI
Mehr erfahren
Nachhaltiger Leichtbau: TU Ilmenau bietet zukunftsweisenden Master-Studiengang Maschinenbau an.
19.07.2024

Zukunftsweisender Master-Studiengang Maschinenbau

Zum Wintersemester 2024/25 führt die Technische Universität Ilmenau den Studienschwerpunkt „Nachhaltiger Leichtbau“ in den Master-Studiengang Maschinenbau ein.

Fachkräftequalifizierung Fahrzeugtechnik Ingenieurwesen Ingenieurwissenschaften Leichtbau Maschinenbau Nachhaltigkeit
Mehr erfahren
Auf den Satelliten der BP Motion werden die Werkstücke in Käfigen oder auf Magneten gehalten.
12.07.2024

Entgraten und Polieren im Hochpräzisionsbereich

Auf der AMB in Stuttgart zeigt die MAW Werkzeugmaschinen GmbH die Feinbearbeitungsverfahren Bürst-Polieren und Mikrogleitschleifen. Die Verfahren dienen zur Feinbearbeitu...

Bürst-Polieren Entgraten Mikrogleitschleifen Oberflächenbehandlung Oberflächenverbesserung Polieren
Mehr erfahren
(vlnr.) Prof. Martin Grotjahn, Vizepräsident der Hochschule Hannover für Forschung, Transfer, Entrepreneurship und Weiterbildung und Roland Bursy, Geschäftsführer der TÜV NORD Akademie, unterzeichneten den Vertrag über die Zusammenarbeit.
10.07.2024

Weiterbildung in Wasserstofftechnologien

Die TÜV NORD Akademie und die HsH-Akademie an der Hochschule Hannover arbeiten nun zusammen, um Weiterbildungsprogramme für die Anwendung der Wasserstofftechnologie in Un...

Fachkräftequalifizierung Wasserstofftechnologien
Mehr erfahren
Die Teilnehmer des Praxisstudiengangs „Geprüfte/r Industrietechniker/in Fachrichtung Additive Fertigung“ bei der Praxiswoche vom 3. bis 7. Juni 2024 bei AMbitious powered by toolcraft in Georgensgmünd.
03.07.2024

Praxiserfahrung für Industrietechniker

Im Praxisstudiengang „Geprüfte/r Industrietechniker/in Fachrichtung Additive Fertigung“, der in Zusammenarbeit mit der IHK Würzburg-Schweinfurt angeboten wird, fand die z...

3D-Druck Additive Fertigung Fachkräftemangel Fachkräftequalifizierung Industrietechniker
Mehr erfahren