Wirtschaft
Eine nachhaltige Produktion schont die Umwelt und ist auch wirtschaftlich sinnvoll. - © GettyImages/Ivan Bjic
27.10.2021

Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit im Maschinenbau

Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit im Maschinenbau

Der deutsche Maschinenbau ist hochinnovativ und seine Produkte sind weltweit gefragt. Doch die internen Abläufe plant die Branche häufig noch analog und wenig vorausschauend, sodass Einkauf, Materialwirtschaft, Logistik und Produktion sowohl im ökologischen als auch im wirtschaftlichen Verständnis oft nicht nachhaltig arbeiten. Der Aachener Optimierungsspezialist INFORM nennt sechs Ansätze für Verbesserungen.

Eine nachhaltige Produktion verursacht in der Regel keine hohen Mehrkosten, sondern führt sogar zu Kostensenkungen. Das ist den meisten Unternehmen bekannt, dennoch setzen sie konkrete Maßnahmen für nachhaltigere Prozesse oft nur zurückhaltend um. Einer Umfrage der Wertekommission zufolge sieht sich nur jeder zweite Manager für das UN-Ziel „Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen“ mitverantwortlich(1), nur etwa die Hälfte der produzierenden Betriebe bemüht sich laut einer Capgemini-Studie um einen Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele (2). INFORM erklärt, wo Maschinenbauer ansetzen sollten, um ihre Abläufe mithilfe digitaler Lösungen effizienter, kostengünstiger und nachhaltiger zu gestalten:

1. Eillieferungen vermeiden:
Viele Maschinenbauer haben keinen genauen Überblick über ihre Lagerbestände und planen ihre Produktion bestenfalls mit Excel-Listen. Daher fehlen regelmäßig wichtige Teile und müssen kurzfristig beschafft werden, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Das ist sowohl teuer als auch umweltschädlich, weil die zusätzlichen Lieferungen den CO2-Fußabdruck deutlich erhöhen – zumal, wenn sie wegen der großen Eile per Flugzeug statt Schiff oder Bahn oder in nicht ausgelasteten Lkws erfolgen.

2. Lagerbestände optimieren:

Sicherheit erkaufen sich Maschinenbauer gerne mit großen Lagerbeständen, sodass sie Planungsfehler oder eine zu kurzfristige Planung abfangen können. Doch die weitläufigen Lagerhallen erhöhen den Energieverbrauch für Beleuchtung, Belüftung und Klimatisierung. Zudem könnte die Fläche anderweitig genutzt werden und beispielsweise ressourcenintensive Anbauten bei einer Produktionserweiterung überflüssig machen.

3. Verschwendung reduzieren:

Mangels genauer Kenntnis von Lagerbeständen und wenig vorausschauender Planung produzieren Maschinenbauer nicht selten Teile, die sie gar nicht benötigen und später entsorgen müssen. Damit verschwenden sie Rohstoffe und Energie und verursachen einen komplett überflüssigen CO2-Ausstoß.

4. Produktionsanlagen auslasten:

Schlechte Planung und fehlende Teile führen häufig zu Leerlauf in der Produktion. Dadurch laufen Anlagen umsonst, Ressourcen bleiben ungenutzt – und oftmals müssen Maschinenbauer die Rückstände anschließend durch zusätzliche Laufzeiten und einen erhöhten Ressourceneinsatz wieder aufholen.

5. Bestellungen zusammenfassen:

Viele Einzelbestellungen verursachen unnötigen Verpackungsmüll. Fassen Maschinenbauer Bestellungen zusammen und ordern größere Losgrößen, verringert das den Verbrauch von Verpackungsmaterial und den CO2-Ausstoß. Notwendig ist dafür aber eine gute Planung, denn zu große Bestellmengen resultieren letztlich in Überbeständen und müssen womöglich sogar entsorgt werden, wenn sich keine Verwendung für sie findet.

6. Auftragslisten digitalisieren:

Bei einer analogen oder Excel-basierten Produktionsplanung erhalten Produktionsmitarbeiter zu Schichtbeginn üblicherweise Papierlisten mit Arbeitsaufträgen, auf denen sie bei unvorhergesehenen Ereignissen handschriftlich Änderungen vornehmen. Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch Papierverschwendung.

All diese Maßnahmen lassen sich mit digitalen Planungslösungen leicht umsetzen.

Markus Günther, Leiter Vertrieb im Geschäftsbereich Produktion von INFORM. - © INFORM
Markus Günther, Leiter Vertrieb im Geschäftsbereich Produktion von INFORM. © INFORM

Die smarten Anwendungen gleichen Fertigungsaufträge mit den Produktionskapazitäten, Materialbeständen und der Personalverfügbarkeit ab und planen Abläufe effizient und wirtschaftlich. Auf diese Weise helfen sie unter anderem, Bestellprozesse und Lagerbestände zu optimieren und Maschinen optimal auszulasten.

„Eine digitale und vorausschauende Planung führt ganz automatisch zu mehr Nachhaltigkeit“, betont Markus Günther, Leiter Vertrieb im Geschäftsbereich Produktion von INFORM. „Sind alle Bestell-, Lager-, Logistik- und Produktionsprozesse aufeinander abgestimmt, bauen Maschinenbauer keine Überkapazitäten auf, müssen nicht kurzfristig Teile nachbestellen und reduzieren ganz allgemein ihren Energie- und Ressourcenverbrauch.“

Gleichzeitig nimmt eine digitale und vorausschauende Planung viel Hektik aus dem Tagesgeschäft, weil sich die Mitarbeiter kaum mit Fehlteilen, Kapazitätsengpässen und ungeplanten Ereignissen beschäftigen müssen. Dadurch entsteht eine angenehmere Arbeitsatmosphäre.

(1) www.wertekommission.de/wp-content/uploads/2021/09/Fuehrungskraeftebefragung-2021.pdf
(2) www.capgemini.com/at-de/wp-content/uploads/sites/25/2021/06/Capgemini-Research-Institute-Sustainable-Operations.pdf

(Quelle: Presseinformation der INFORM GmbH)

Schlagworte

EinkaufLogistikMaschinenbauMaterialwirtschaftNachhaltigkeit

Verwandte Artikel

Vorstandsvorsitzender der Bosch Rexroth AG ab 1. März 2026: Dr. Jochen Peter
13.12.2025

Änderungen im Vorstand von Bosch Rexroth

Dr. Jochen Peter (50) tritt zum 1. Januar 2026 in den Vorstand der Bosch Rexroth AG in Lohr am Main ein und wird nach einer Einarbeitungsphase am 1. März 2026 Vorstandsvo...

Anlagentechnik Automation Management Maschinen Maschinenbau Steuerungstechnik Vorstand
Mehr erfahren
Die Weiterbildung zum EAE (European Adhesive Engineer) in Bremen setzt weltweite Standards und ist direkt für Unternehmen in vielen Abteilungen nutzbar
12.12.2025

In Klebfachingenieure investieren – lohnt sich das?

Die Weiterbildung zum EAE (European Adhesive Engineer) in Bremen setzt weltweite Standards und ist direkt für Unternehmen in vielen Abteilungen nutzbar.

Automobiltechnik Elektromobilität Elektrotechnik Fachwissen Klebfachingenieur Klebtechnik Leichtbau Maschinenbau Medizintechnik Weiterbildung
Mehr erfahren
Die im Kreis Traunstein ansässige Unternehmensgruppe Wolfram Industrie mbH ist mittlerweile der einzige Hersteller von Wolframelektroden in der westlichen Produktionswelt.
09.12.2025

Standort stärken statt Abwanderung

Als einziger europäischer Hersteller von WIG-Schweißelektroden setzt die Gesellschaft für Wolfram Industrie mbH weiter auf den deutschen Wirtschaftsstandort.

Forschung Industrie Made in Germany Mittelstand Molybdän Nachhaltigkeit Schweißelektroden WIG-Elektrode Wolfram
Mehr erfahren
28.11.2025

Verkauf von Automation Engineering

thyssenkrupp Automotive Technology hat den Verkauf seiner Business Unit Automation Engineering an die Agile Robots SE mit Sitz in München eingeleitet.

Automation Automobilindustrie Innovationen KI Maschinenbau Produktionsprozesse Robotik Technologie
Mehr erfahren
27.11.2025

Fachbuch für nachhaltige Innovation im Mittelstand

Lucie Töpfer und Sebastian Kießling von der pyropower GmbH veröffentlicht das Fachbuch „Innovation trifft Nachhaltigkeit - Praktische Werkzeuge und Strategien für ökonomi...

Fachbuch Innovation Mittelstand Nachhaltigkeit Ökonomie Transformation Wirtschaftlichkeit
Mehr erfahren