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19.11.2022

Deutsche Unternehmen im Ausland trotzen Abwärtsstrudel

Deutsche Unternehmen im Ausland trotzen dem Abwärtsstrudel der Weltkonjunktur

Die Weltwirtschaft steht aus Sicht der internationalen deutschen Unternehmen vor einem frostigen Winter. Hauptgründe sind die ökonomischen Konsequenzen des russischen Kriegs gegen die Ukraine sowie die Null-Covid-Politik Chinas. Die international aktiven Unternehmen spüren in nahezu jedem Winkel der Erde große Herausforderungen in ihrem geschäftlichen Umfeld. Doch immerhin sind die wirtschaftlichen Perspektiven in vielen Regionen nicht so pessimistisch wie in Europa und Deutschland. Dies zeigt die aktuelle Auswertung des AHK World Business Outlooks – einer Befragung unter mehr als 3.100 im Ausland aktiven deutschen Unternehmen.

Knapp jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) rechnet mit einem konjunkturellen Abschwung an seinem jeweiligen Standort. Lediglich im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, gingen mehr Unternehmen (65 Prozent) von einer wirtschaftlichen Eintrübung aus. Demgegenüber erwarten nur noch 17 Prozent (Frühjahr: 21 Prozent), dass sich die Konjunktur in ihrem Gastland in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird. Während sich die Perspektiven vor allem in Europa verschlechtern, sind Unternehmen im Asien-Pazifik-Raum (ohne China), in Afrika, Nah- und Mittelost, sowie Süd- und Mittelamerika und Nordamerika weniger pessimistisch.

Trotz wenig hoffnungsvoller Konjunkturerwartungen zeigen sich deutsche Unternehmen an internationalen Standorten aktuell noch robust: So melden knapp die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) eine gute Geschäftslage und damit ähnlich viele wie in der Vorumfrage (48 Prozent). Für ebenfalls 45 Prozent laufen die aktuellen Geschäfte immerhin befriedigend. Nur jedes zehnte Unternehmen (Frühjahr: elf Prozent) berichtet von einer schlechten Geschäftslage. „Der Aufholeffekt von Auftragsstaus in der Industrie, der Neustart für Dienstleister nach Beendigung der Corona-Einschränkungen sowie stellenweise Entspannungen bei den globalen Lieferketten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch bei den deutschen Unternehmen im Ausland die angespannte Weltkonjunktur bemerkbar macht“, sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Abhängig von ihren jeweiligen internationalen Märkten, finden sie jedoch stabile, wenn nicht sogar vorteilhafte Bedingungen vor, die wiederum Zuversicht geben.“

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Somit sind die Unternehmen an ihren internationalen Standorten trotz Sorgen vor einem konjunkturellen Abschwung noch überwiegend optimistisch mit Blick auf die Entwicklung der eigenen Geschäfte in den kommenden Monaten. 37 Prozent der Unternehmen (Frühjahr: 42 Prozent) erwarten in den kommenden zwölf Monaten bessere Geschäfte. 42 Prozent gehen immerhin ausgehend von der aktuellen Lage von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, während 21 Prozent (Frühjahr: 15 Prozent) weniger gute Geschäfte erwarten. Damit blicken die Auslandsunternehmen deutlich zuversichtlicher in die Zukunft als Betriebe im Inland: Dort erwarten laut der DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2022 lediglich acht Prozent bessere, aber 52 Prozent schlechtere Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten.

Dennoch: Auch unter den auslandsaktiven deutschen Unternehmen mehren sich die Sorgenfalten. „Die aktuellen Krisen sind vielfältig und in ihren Auswirkungen nur schwer abzuschätzen“, so der Außenwirtschaftschef. „Unsere Unternehmen melden uns von Sorgen, die sie angesichts der geopolitischen Entwicklungen, einem fortschreitenden Decoupling und einer drohenden Rezession der Weltwirtschaft haben“. Gut zwei von fünf Unternehmen (42 Prozent) nennen vor dem Hintergrund der mehrwöchigen Lockdowns in China und der Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin anhaltende Störungen in den Lieferketten als erhebliches Risiko für ihr Auslandsgeschäft. Hinzu kommen Turbulenzen auf den Weltmärkten für Rohstoffe und Energie, ausgelöst beziehungsweise verschärft durch den russischen Krieg in der Ukraine. Demzufolge klagt ein Großteil der Unternehmen über hohe Rohstoffpreise (42 Prozent) und hohe Energiepreise (41 Prozent) – allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden. Während in der Eurozone 57 Prozent in hohen Energiepreisen ein Hauptrisiko für ihr eigenes Geschäft sehen, sind es in Nordamerika nur 24 Prozent. Abgesehen davon macht sich immer mehr auch eine sinkende Nachfrage der Konsumenten bei den Unternehmen (41 Prozent) bemerkbar, da die Kaufkraft durch hohe Inflationsraten gemindert ist.

Zwar erwarten auch bei unseren transatlantischen Partnern nur 21 Prozent der Unternehmen eine konjunkturelle Aufhellung, hingegen 42 Prozent eine Verschlechterung der Wirtschaftsleistung. Dennoch finden die Unternehmen im nordamerikanischen Markt vor allem wegen der vergleichsweise günstigen Energiepreise attraktive Bedingungen vor und bewerten somit ihre eigene Geschäftslage beziehungsweise die künftige Geschäftsperspektive so optimistisch wie keine andere Region. 62 Prozent beurteilen demnach ihre eigenen Geschäfte als gut, nur drei Prozent als schlecht. „Für die US-Unternehmen ist der Krieg in der Ukraine weit weg, die wirtschaftlichen Folgen somit weniger zu spüren“, bestätigt Matthias Hoffmann, Geschäftsführer der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer für den Süden der USA in Atlanta. „Auch hier in den USA kann eine Rezession nicht ausgeschlossen werden, aber die Regierung ergreift derzeit Maßnahmen, die den Markt stabilisieren und den Unternehmen Vertrauen in ihre weiteren Geschäfte geben.“

(Quelle: Presseinformation des DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.)

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