Wirtschaft
© pixabay.com/Jens P. Raak
05.12.2020

DIHK erwartet langen Aufholprozess für die deutsche Wirtschaft

DIHK erwartet langen Aufholprozess für die deutsche Wirtschaft

Die Corona-Krise hinterlässt tiefe Spuren in der deutschen Wirtschaft: 61 Prozent der Unternehmen rechnen für das Gesamtjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang. Das geht aus der Konjunkturumfrage Herbst 2020 des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor.

Der Erhebung unter bundesweit knapp 30.000 Unternehmen zufolge erwarten 37 Prozent der Betriebe frühestens ab dem zweiten Halbjahr 2021 eine Rückkehr zur Normalität. Insgesamt zeigen die Zahlen aus den Industrie- und Handelskammern, dass sich die Lage der Unternehmen zuletzt etwas verbessert hat. Vom Vorkrisenniveau sind die meisten Unternehmen aber noch weit entfernt. Für 2020 rechnet der DIHK mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6 Prozent.

Vor allem das Baugewerbe ist hinsichtlich der künftigen Entwicklung pessimistisch. Lediglich die Industrie blickt wieder etwas optimistischer in die Zukunft – jedoch ausgehend von einer im Vergleich der Wirtschaftszweige niedrigen Lagebewertung. Entscheidend für den Erholungsprozess der stark vom internationalen Geschäft abhängigen Industrie ist neben dem Verlauf der Binnennachfrage die Frage, wie sich die Wirtschaft bei den wichtigsten Handelspartnern entwickelt.

Gravierende Einschnitte auch im Exportgeschäft

Starke Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf das Exportgeschäft. 30 Prozent der Unternehmen rechnen mit geringeren Ausfuhren in den folgenden zwölf Monaten. Hier gibt es aktuell zwar noch einige Nachholeffekte, die Nachfrage nach deutschen Produkten ist in wichtigen Auslandsmärkten aber stark zurückgegangen. Darunter leidet in erster Linie die exportabhängige deutsche Industrie. Hier schätzen 33 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als schlecht ein – mehr als in der Gesamtwirtschaft (29 Prozent). Unter den KFZ-Zulieferern rechnen 87 Prozent der Unternehmen mit Umsatzrückgängen.

Wann die deutsche Wirtschaft wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehrt, ist ungewiss. - © g-stockstudio / iStock / Getty Images Plus
Wann die deutsche Wirtschaft wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehrt, ist ungewiss. © g-stockstudio / iStock / Getty Images Plus
Zurückhaltung bei Investitionen und Beschäftigung

Unsichere Geschäftsaussichten und Finanzierungsprobleme hemmen aktuell Investitionen und Innovationen. 34 Prozent der Betriebe gehen davon aus, in den kommenden zwölf Monaten weniger zu investieren, im Maschinenbau plant sogar jedes zweite Unternehmen, seine Investitionen zurückzufahren. Wo investiert wird, geschieht das vorwiegend für Ersatzbedarf, etwas von abgenutzten Anlagen oder Maschinen.

Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen haben sich nach dem Corona-bedingten Einbruch im Frühsommer erholt, sie liegen aber noch immer unter dem zu Jahresbeginn erreichten Wert. Jedes vierte Unternehmen rechnet für die kommenden zwölf Monate mit einem Beschäftigungsrückgang, 11 Prozent planen mit einem Aufbau. Etwa zwei Drittel der Betriebe gehen von einer unveränderten Mitarbeiterzahl aus. Das über Jahre dominierende Geschäftsrisiko Fachkräftemangel rangiert erstmals seit 2016 hinter der Inlands- und Auslandsnachfrage. Wegen der deutlich geringeren Personalnachfrage wird dieses Risiko nunmehr von 37 Prozent der Unternehmen in der Gesamtwirtschaft genannt. Vor einem Jahr hatte der Wert noch bei 56 Prozent gelegen.

Fazit: Die Unternehmen stemmen sich gegen die Krise, aber der Aufholprozess ist mühsam.

Die Ergebnisse der Umfrage „Langer Aufholprozess für die deutsche Wirtschaft“ und weitere Infos gibt es im DIHK-Dossier zur Konjunktur im Herbst 2020.

(Quelle: Presseinformation des DIHK)

Schlagworte

Corona-KriseHandelIndustrieKonjunkturUnternehmenWirtschaft

Verwandte Artikel

01.12.2025

Kreislaufwirtschaft: 5 Handlungsfelder für Unternehmen

Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel zu nachhaltigem Wirtschaften und Ressourcenschonung. Die Vision „Zero Waste“ setzt auf ein konsequentes Wertstoffmanagement und...

Kreislaufwirtschaft Ressourcen Ressourcenschonung Rezyklate Wertschöpfungskette Wertstoffe Whitepaper Wirtschaft Zero Waste Zirkuläre Wertschöpfung
Mehr erfahren
29.11.2025

Wie das europäische Normungssystem funktioniert

Das europäische Normungssystem sorgt dafür, dass in allen EU-Ländern einheitliche technische Regeln und Standards für Produkte und Dienstleistungen gelten – und auch ange...

Dienstleistungen DIN Entwicklung Europäische Union Norm Normung Richtlinien Technische Regeln Wettbewerbsfähigkeit Wirtschaft
Mehr erfahren
24.11.2025

Leitfaden zur Antragstellung der Forschungszulage

Wie Unternehmen mit einem klar strukturierten Antrag, präziser Darstellung und überzeugender Argumentation punkten können, erklärt Sabine Hentschel, Expertin für die Fors...

Entwicklung Forschung Forschungszulage Gutachter Ingenieur Innovation Unternehmen
Mehr erfahren
20.11.2025

Zu hohe Arbeitskosten vernichten Arbeitsplätze

Industrieunternehmen können sich ihre Mitarbeiter nicht mehr leisten, dadurch gehen immer mehr Arbeitsplätze verloren. Treiber sind die Lohnnebenkosten – der WSM fordert...

Arbeitskosten Arbeitsplätze Industrie Lohnnebenkosten Metall Metallverarbeitung Reformen Stahlverarbeitung Wettbewerbsfähigkeit
Mehr erfahren
16.11.2025

Deutsche Aluminiumindustrie: Zukunft des Industriestandorts steht auf dem Spiel

Die deutsche Aluminiumindustrie steckt weiter in der Wachstumsschwäche. Produktionsdaten für das 3. Quartal 2025 zeigen, dass der wichtigste Aluminiumstandort Europas sei...

Aluminium Aluminiumhalbzeuge Aluminiumindustrie Beschäftigungsabbau Industrie Produktion Produktionsverlagerung Recycling
Mehr erfahren