Forschung
Im Rahmen des DIPOOL-Projekts, optimieren Dr. Frank Schneider und sein Team mit KI und Minimalinvasiver Lasermodulation (MILM) die Prozessüberwachung und -steuerung in der Blechbearbeitung. - © Fraunhofer ILT, Aachen / Ralf Baumgarten
18.09.2024

Fraunhofer ILT und Dreher Automation stellen Laser Blanking-Anlage vor

Neuer Benchmark für die Branche: Fraunhofer ILT und Dreher Automation stellen Laser Blanking-Anlage auf der Euroblech 2024 vor

Das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT und die Automatic-Systeme Dreher GmbH präsentieren auf der Euroblech 2024 vom 22.-25. Oktober in Hannover eine wegweisende Innovation im Bereich der Blechbearbeitung: Eine Demonstratoranlage für Laser Blanking, die durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Prozesssicherheit und Effizienz in der Fertigung signifikant erhöht.

In der modernen Fertigung, insbesondere in der Automobilindustrie, ist das präzise und effiziente Zuschneiden von Platinen aus Coils eine zentrale Aufgabe; die Anforderungen steigen stetig. Traditionelle Methoden, wie das Stanzen, stoßen an ihre Grenzen, insbesondere wenn es um Flexibilität und Ressourcenschonung bei der Produktion geht. Hinzu kommt die Notwendigkeit, kontinuierliche Fertigungsprozesse zuverlässig und sicher zu überwachen, um teure Anlagenstillstände und Produktionsausfälle zu vermeiden. Störungen etwa durch Schnittabbrüche lassen sich mit zusätzlichen Sensoren und Kontrollmechanismen frühzeitig erkennen und vermeiden.

Im Rahmen des Verbundprojekts DIPOOL (Digitaler Prozess-Onlineoptimierer für intelligente Lasermaschinen) entwickelt das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT zusammen mit den Projektpartnern Lösungen, um die Effizienz und Sicherheit von Laserschneid- und Schweißprozessen zu verbessern. DIPOOL wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vereint die Expertise führender Industrie- und Forschungspartner, um zukunftsweisende Lösungen für die Industrie 4.0 zu entwickeln.

DIPOOL Projektleiter Dr. Frank Schneider (rechts): „MILM erkennt und korrigiert Fehler in Echtzeit, bevor sie zu Qualitätsmängeln oder Produktionsausfällen führen. Das steigert die Produktionsqualität und -geschwindigkeit.“ - © Fraunhofer ILT, Aachen
DIPOOL Projektleiter Dr. Frank Schneider (rechts): „MILM erkennt und korrigiert Fehler in Echtzeit, bevor sie zu Qualitätsmängeln oder Produktionsausfällen führen. Das steigert die Produktionsqualität und -geschwindigkeit.“ © Fraunhofer ILT, Aachen

„Das Projekt zielt darauf ab, durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Minimalinvasiver Lasermodulation die Prozessüberwachung und -steuerung bei der Blechbearbeitung zu optimieren, mit besonderem Fokus auf den Dünnblechbereich und Laser Blanking“, sagt Dr. Frank Schneider, Projektleiter von DIPOOL und Gruppenleiter Trennen am Fraunhofer ILT. „Diese Technologien ermöglichen es, Prozessabweichungen in Echtzeit zu erkennen und sofortige Anpassungen vorzunehmen, um die Produktionssicherheit und -geschwindigkeit nachhaltig zu steigern. Mit dem DIPOOL-Projekt setzen wir tatsächlich neue Maßstäbe in der Blechbearbeitung.“

Das Funktionsprinzip der Überwachung basiert auf einem „minimalinvasiven“ Lasermodulationsmuster (MILM). Dem Bearbeitungsprozess werden minimale Störungen aufgeprägt, worauf der Prozess kontinuierlich mit besonders charakteristischen, zustandsabhängigen Signalen antwortet. Diese Muster kann eine Künstlichen Intelligenz (KI) besonders gut analysieren.

Zusammenarbeit von Fraunhofer ILT und Dreher Automation

Eine Laser Blanking-Demonstratoranlage im industriellen Maßstab und die darin eingebundene Umsetzung der Anlagenüberwachung mit KI und MILM ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen der Automatic-Systeme Dreher GmbH, dem Fraunhofer ILT und dem Pilotkunden, für den das Aachener Institut in langjähriger Zusammenarbeit die Verfahrensentwicklung geleistet hat.

Erste Testläufe der Dreher Demonstratoranlage bestätigen eine erhöhte Prozesssicherheit, höhere Produktivität und Ressourceneffizienz sowie Minimierung von Anlagenstillständen. - © Fraunhofer ILT, Aachen
Erste Testläufe der Dreher Demonstratoranlage bestätigen eine erhöhte Prozesssicherheit, höhere Produktivität und Ressourceneffizienz sowie Minimierung von Anlagenstillständen. © Fraunhofer ILT, Aachen

Dreher Automation ist ein erfahrener Spezialist für Automatisierungssysteme im Bereich umformtechnischer Fertigungsprozesse und bringt seine Expertise in der Entwicklung hochpräziser Maschinenlösungen ein. „Das Zusammenspiel von einem neuartigen Anlagenkonzept, dem vom Fraunhofer ILT entwickelten High-Speed Schneidverfahren und der innovativen Prozessüberwachung ermöglicht die äußerst dynamische Bearbeitung mit kürzesten Taktzeiten“, erläutert Schneider.

Die Demonstratoranlage stellen das Fraunhofer ILT und Dreher Automation auf dem Messestand 27-H82 auf der Euroblech 2024 vor. Die Anlage, die u. a. in der Verarbeitung von Kaltbandprodukten zum Einsatz kommen soll, ist speziell darauf ausgelegt, die Prozesssicherheit bei der Verarbeitung von Coils zu maximieren. Die KI-basierten Systeme analysieren die Prozesssignale in Echtzeit und erkennen selbst kleinste Abweichungen, bevor sie zu Problemen führen können. MILM sorgt dafür, dass der Schneidprozess kontinuierlich stabil bleibt, was die Ausschussraten minimiert und die Gesamtproduktivität der Anlage erheblich steigert.

„Das neue Konzept übergreifender Arbeitsbereiche von zwei Bearbeitungsköpfen bei kontinuierlichem Bandtransport in der Anlage ermöglicht maximale Flexibilität und ressourceneffiziente Produktion“, erklärt Hasan Sarac, Geschäftsführer der Automatic-Systeme Dreher GmbH. „So kann jeder Laser genau das bearbeiten, was erforderlich ist. Dies ermöglicht optimiertes Nesting und die Verarbeitung großer Bauteile. Das ist ein entscheidender Vorteil für eine wirtschaftliche Fertigung in der Automobilproduktion.“

Im Rahmen des DIPOOL-Projekts, optimieren Dr. Frank Schneider und sein Team mit KI und Minimalinvasiver Lasermodulation (MILM) die Prozessüberwachung und -steuerung in der Blechbearbeitung. - © Fraunhofer ILT, Aachen / Ralf Baumgarten
Im Rahmen des DIPOOL-Projekts, optimieren Dr. Frank Schneider und sein Team mit KI und Minimalinvasiver Lasermodulation (MILM) die Prozessüberwachung und -steuerung in der Blechbearbeitung. © Fraunhofer ILT, Aachen / Ralf Baumgarten
Ausblick und nächste Schritte

Die Demonstratoranlage setzt die Erkenntnisse und Ergebnisse des DIPOOL-Projekts um. Das Design der Anlage zielt vor allem auf die Automobilproduktion, insbesondere das Schneiden von Strukturbauteilen und anderen Blechteilen aus Coils. Damit lassen sich immense Kosten sparen: Weil Laser Blanking keine Werkzeuge benötigt, entfallen die Kosten für die teuren Werkzeuge sowie für das Lagern und die Instandhaltung. Und Stillstände durch Werkzeugwechsel fallen ebenfalls weg.

Die Testläufe zeigen die Vorteile des neuen Anlagenkonzepts und der kontinuierlichen Produktion vom Coil, die zu optimiertem Nesting und damit verbundenen Materialeinsparungen führt, einer der wesentlichen Hebel für die Ressourceneffizienz der Anlage. Eine höhere Produktivität, reduzierte Ausschussraten und eine flexible Anpassung des Schnittkontur in der Tryout-Fertigung – entscheidende Vorteile. „Unsere Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer ILT im Rahmen des DIPOOL-Projekts zeigt eindrucksvoll, wie Maschinenbau und innovative Technologie Hand in Hand gehen können, um einen neuen Benchmark für die Branche zu schaffen“, resümiert Hasan Sarac.

Nach der Präsentation auf der Euroblech-Messe fließen die Ergebnisse des DIPOOL-Projekts in die erste industrielle Umsetzung ein. In Zusammenarbeit mit dem Pilotkunden sollen dann Optimierungen und Erweiterungen folgen, die für den Einsatz in der Serienproduktion erforderlich sind.

Besuchen Sie das Fraunhofer ILT vom 22. bis 25. Oktober in Hannover am Stand der Automatic-Systeme Dreher GmbH, Standnummer 27-H82, um mehr über die Demonstratoranlage und DIPOOL zu erfahren. Dort zeigt das Institut außerdem die Laserbearbeitung von Bipolarplatten für die Wasserstofftechnologie.

(Quelle: Presseinformation des Franhofer-Instituts für Lasertechnik ILT)

Schlagworte

BlechbearbeitungFertigungIndustrie 4.0KILaser BlankingLasertechnologienProzesssicherheit

Verwandte Artikel

13.10.2024

Produzenten und Kunden der Metallbranche hoffen auf KI

Die Laserhub GmbH hat Lieferanten und Kunden zu ihren Herausforderungen befragt. Besonders häufig genannt wurden die wirtschaftliche Entwicklung, der Fachkräftemangel und...

Anlagenbau Fachkräftemangel KI Lohnfertigung Maschinenbau Metallbau Wirtschaftsstandort Deutschland
Mehr erfahren
Künstliche Intelligenz im Einsatz im Umfeld einer modernen Produktion.
12.10.2024

Deutsche Unternehmen auf dem Weg zur KI-Readiness

Aktuelle Zahlen verdeutlichen sowohl die Fortschritte als auch die Herausforderungen, denen sich deutsche Unternehmen bei der Integration von KI-Technologien gegenüberseh...

KI KI-Readiness
Mehr erfahren
Fronius Roboter-Assistenzsysteme erhöhen die Schweißqualität und die Effizienz: Die Drahtelektrode wird kurzerhand zum präzisen Sensor, um die Bauteilposition, Spalte oder den Nahtverlauf festzustellen. Der Roboter kann dadurch adäquat auf mögliche Abweichungen reagieren. Ausschuss oder Nacharbeit gehören der Vergangenheit an.
08.10.2024

Topqualität dank intelligenter Roboter-Assistenzsysteme

Mit patentierten Assistenzsysteme für das Roboterschweißen steigert Fronius die Nahtqualität und die Effizienz in der industriellen Fertigung.

Assistenzsysteme Fertigung Roboter-Assistenzsysteme Roboterschweißen Schweißnähte Schweißnahtqualität Schweißtechnik
Mehr erfahren
„Die Lasertechnologie bietet uns die Möglichkeit, die Herausforderungen der Wasserstoffwirtschaft auf eine nachhaltige und effiziente Weise zu meistern“, erklärte Dr. Alexander Olowinsky, Leiter der Abteilung Fügen und Trennen am Fraunhofer ILT und Gastgeber des LKH2.
05.10.2024

Laser-Technologien für die Zukunft der Wasserstoffwirtschaft

Beim 5. Laser Colloquium Hydrogen 2024 – LKH2 lag der Fokus auf der Fertigung von metallischen Bipolarplatten, der Prozessüberwachung und der Funktionalisierung von Oberf...

Bipolarplatten Diodenlaser Lasertechnologien Oberflächenbehandlung Oberflächenfunktionalisierung Prozessüberwachung Ultrakurzpulslaser Wasserstoff Wasserstoffwirtschaft
Mehr erfahren
Die Qualität der Schweißnaht kann anhand des kurzen Schweißmoments beurteilt werden. Das Fraunhofer IDMT sucht in diesem Projekt nach der besten akustischen Sensorik, um die akustische Beurteilung zu automatisieren und eine Prozessüberwachung zu ermöglichen.
29.09.2024

KI für fehlerfreie Bolzenschweißverbindungen

Für mehr Sicherheit durch fehlerfrei geschweißte Bolzenverbindungen wurde das Forschungsprojekt QualiBolS gestartet, indem ein auf KI basierendes akustisches Überwachungs...

Bolzenschweißen KI Qualitätssicherung Schweißnähte Schweißtechnik Schweißverbindungen
Mehr erfahren