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16.12.2023

Wenn „Gamer“ zu Mitarbeitern werden

Wenn „Gamer“ zu Mitarbeitern werden

Die Angehörigen der Generation Z bieten Unternehmen viele Chancen, sich zukunftsfit zu machen – sofern es ihnen gelingt, diese an sich zu binden und ihre Stärken zu nutzen.

„Die Angehörigen der Generation Z ticken anders als unsere älteren Mitarbeiter.“ Diese Klage hört man oft von Führungskräften. Stimmt, sie ticken teilweise anders – doch primär, weil sie unter anderen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufwuchsen, beziehungsweise „anders sozialisiert wurden“ als beispielsweise die Baby-Boomer.

Auf Augenhöhe mit der Generation Z kommunizieren

So versuchten zum Beispiel die Eltern der Gen-Z-ler – verallgemeinert formuliert – mit ihren Sprösslingen, soweit möglich, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Sie banden diese zudem in ihre Entscheidungen ein: „Was sollen wir heute Abend essen?“ „Wohin sollen wir in Urlaub fahren?“ „Welches Handy willst du?“. Ähnliches gilt für ihre Erzieher in den Schulen. Das prägte sie. Deshalb können sich Gen-Z-ler mit „Chefs“, die sie in ihren Augen von oben herab behandeln, nur schwer identifizieren.

© pexels.com/Foto von Tracy Le Blanc
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Prägend war zudem: Die Generation Z ist die erste Generation in deren Kindheit schon das Internet und die E-Mail-Kommunikation existierten. Und spätestens in ihrer Jugend waren die Social Media nahezu omnipräsent. Entsprechend selbstverständlich nutzen sie diese Tools zum Sich-Informieren, Kommunizieren und Beziehungen aufbauen und pflegen; aber auch um sich zum Beispiel mit Online-Spielen zu amüsieren.

Die Bedürfnisse der Gen-Z-ler wahr- und ernstnehmen

Auch das prägte sie! Schließlich hat heute, jeder 18-Jährige, wie Studien zeigen, im Verlauf seines Lebens im Schnitt schon 10.000 Stunden mit Online-Spielen verbracht. Und hierbei brannten sich Erwartungen in die Köpfe der jungen Frauen und Männer ein, die sich auch im realen Leben zeigen. Denn die Online-Spiele sind nahezu ausnahmslos wie folgt aufgebaut: Es gibt

  • klare Ziele, die es zu erreichen gilt,
  • viele Etappenziele (bzw. Levels) auf dem Weg dorthin, und
  • jede Menge Online-Tools, wie „Superkräfte“, die helfen, erfolgreich zu sein.
    Und während die Gamer versuchen das nächste Level zu erklimmen, werden sie fortwährend
  • gelobt („Schön, dass du wieder da bist.“ „Wow, du hast Ausdauer.“, „Du bist ein echter Meister.“) und
  • belohnt (mit Herzchen, Extra-Leben usw.).

Auch das prägt, weshalb viele Gen-Z-ler bevorzugt in Projekten arbeiten, die sich durch kurzfristige Sprints auszeichnen – bei denen sie also häufig ein Teilziel erreichen, wofür sie gelobt werden.

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Die Gen-Z-ler Teil einer Community werden lassen

Zudem sollte es in Unternehmen, die Gen-Z-ler emotional an sich binden möchten, (Online-)Plattformen zum Meinungs- und Erfahrungsaustauch geben; zudem Team-Events, die dem Auf- und Ausbau persönlicher Beziehungen zwischen den Mitarbeitern dienen – speziell dann, wenn die Zusammenarbeit weitgehend virtuell erfolgt.

Dies sind nur einige der sozialisationsbedingten Effekte, die man beim Umgang mit der Generation Z beachten sollte. Auf diese können Führungskräfte nur adäquat reagieren, wenn sie diese kennen und wissen, was die Bedürfnisse der Gen-Z-ler sind. Das setzt voraus, dass sie das Gespräch mit dem Nachwuchs suchen und ihm zuhören. Dann wird ihnen in der Regel auch bewusst: Die Generation Z tickt zwar anders als meine, doch sie ist so heterogen wie dies meine im Teen- und Twen-Alter war.

Den Gen-Z-lern oft und zeitnah ein Feedback geben

Diese Erwartungshaltung nähren auch die Social Media, in denen die Gen-Z-ler im Schnitt fast acht Stunden täglich verbringen. Denn Instagram, TikTok, YouTube & Co stillen nicht nur ihr Bedürfnis Teil einer „Community“ zu sein. Dort erfahren sie oft auch die gewünschte Anerkennung in Form von „Likes“, die sie für gepostete Kommentare, Bilder und Videos erhalten – und zwar sehr zeitnah und im Idealfall von vielen Seiten.

Auch das prägt ihre Erwartungshaltung, weshalb Führungskräfte den Gen-Z-lern oft ein positives Feedback geben sollten – und zwar auch für Dinge, die aus ihrer Warte selbstverständlich sind, wie dass sie

  • regelmäßig zur Arbeit kommen oder
  • Teilaufgaben wie erwartet lösen,

denn dann sind sie auch für Verbesserungsvorschläge offen.

Der Generation Z vorurteilsfrei begegnen

Dies ist der erste Schritt, um Vorurteile gegenüber der Generation Z abzubauen. Und dies ermöglicht es wiederum, ihre Stärken wahrzunehmen und gezielt zu nutzen. So zum Beispiel den Befund, dass die Gen-Z-ler die digitalen Medien ganz selbstverständlich zum Sich-Informieren, Kommunizieren und Beziehungen pflegen nutzen. Dies eröffnet Unternehmen die Chance, ihre firmeninterne Kommunikation und Kooperation sowie die mit Kunden ganz neu zu gestalten.

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Ähnlich verhält es sich mit dem Befund, dass die Gen-Z-ler, wenn sie etwas wissen möchten, dies einfach „googeln“. Oder sich Erklärvideos auf YouTube anschauen. Oder eine entsprechende Frage in Internetforen posten. Auch weil sie so meist sehr schnell eine Antwort erhalten. Zudem nutzen sie ganz selbstverständlich Online-Apps beispielsweise zum Sprachen-lernen – auch weil sich diese Art zu lernen, leicht in ihren Alltag integrieren lässt. Dies ermöglicht es Ihnen, eine ganz neue Lernkultur in Ihrem Betrieb zu etablieren – mit Lerndesigns, die dem Bedarf und den Möglichkeiten in der modernen, digitalen Welt entsprechen.

Sich bewusst sein: Die Generation Z ist die Zukunft

Sie sehen, die Generation Z bietet Ihnen viele Möglichkeiten, Ihr Unternehmen zukunftsfit zu machen – sofern Sie ihr vorurteilsfrei begegnen und ihre Interessen ernst zu nehmen. Dies sollten Sie tun, denn: Die Gen-Z-ler sind die Zukunft Ihres Unternehmens.

(Autor: Felix Behm, Keynote Speaker und Experte für die Themen Generation Z und zukunftsorientierte Mitarbeiterführung. Als ehemaliger Personaler weiß er, wovon er spricht. Im Oktober 2023 erschien sein Buch „Generation Z – Ganz anders als gedacht: Wie sie tickt, wie sie handelt und wie wir ihr Potenzial erschließen“.)

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