Praxistipp
© Jochen Mußmann
02.12.2020

Rücktrocknen von umhüllten Stabelektroden – ja oder nein?

Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um einen für Sie kostenfreien Artikel aus unserem Infoblatt DER SCHWEISSER. Möchten Sie immer informiert werden und kurz und prägnante Tipps und Hinweise erhalten? Dann abonnieren Sie hier ein Jahresabo.
Der Schweisser

Rücktrocknen von umhüllten Stabelektroden – ja oder nein?

Nicht alle Bestandteile der Umhüllung von Stabelektroden nehmen in gleichem Maße Feuchtigkeit auf. Basischumhüllte Stabelektroden besitzen eine recht feuchtigkeitsempfindliche Umhüllung, das heißt, sie ziehen Luftfeuchtigkeit an und speichern sie. Man bezeichnet dies als hygroskopisch. Im Vergleich zu rutilumhüllten Stabelektroden geben sie diese Feuchtigkeit schneller ab. Beim Lichtbogenschweißprozess kann ein Teil der Feuchtigkeit in die Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) zerfallen, von denen vor allem der Wasserstoff problematisch für ein einwandfreies Schweißergebnis sein kann. Günstige Lagerbedingungen sind daher im Hinblick auf gute Schweißergebnisse wie niedriger Wasserstoffgehalt im Schweißgut und Porenarmut wichtig.

Es wird deshalb eine Lagerung von Stabelektroden bei einer relativen Luftfeuchte unter 60 Prozent und bei Temperaturen von mindestens 18°C empfohlen. Damit ist sichergestellt, dass die Umhüllung einer nicht zu großen Feuchtigkeit ausgesetzt ist und der Kernstab nicht unter der Umhüllung rostet.

Basischumhüllte Elektroden und solche, die Feuchtigkeit aufgenommen haben, müssen vor dem Verwenden rückgetrocknet werden. Dies geschieht in einem Elektrodenofen bei 300 bis 350°C für etwa zwei Stunden.

Rücktrockenofen und Köcher dienen zum Rücktrocknen und Trockenhalten von Stabelektroden vor allem mit basischer Umhüllung. - © Jochen Mußmann
Rücktrockenofen und Köcher dienen zum Rücktrocknen und Trockenhalten von Stabelektroden vor allem mit basischer Umhüllung © Jochen Mußmann

Danach werden sie in einem Warmhalteköcher bei etwa 100°C aufbewahrt, damit sie nicht erneut Feuchtigkeit aufnehmen können. Rutil- und sauerumhüllte Elektroden „leben“ sogar von einer gewissen Feuchtigkeit. Sie werden daher – wenn überhaupt – bei nur 100°C rückgetrocknet. Zelluloseumhüllte Elektroden werden extra in Blechdosen eingelötet, um einen optimalen Feuchtegehalt in der Umhüllung aufrechtzuerhalten, ohne den die Umhüllung beim späteren Schweißen nicht die Schutzgaswirkung erbringen kann.

Hinweise auf ein eventuell notwendiges Rücktrocknen finden sich stets auf der Elektrodenverpackung. Diese Hinweise sollte man daher nicht abreißen oder verschmutzen!

Neben der klassischen Art der Verpackung von Stabelektroden in Kartons, die beim basischen Typ eine Rücktrocknung zwingend vorschreibt, bieten viele Elektrodenhersteller auch vakuumverpackte Stabelektroden an. Hierbei werden Elektroden in einer Stückzahl von etwa 50 luftdicht und somit feuchtigkeitsunempfindlich in eine diffusionsdichte Folie eingeschweißt, so wie man es auch von Lebensmitteln her kennt. Nach dem Öffnen können diese Elektroden ohne Rücktrocknung verschweißt werden. Die Elektroden dürfen bis zu zwölf Stunden nach dem Aufreißen der luftdichten Verpackung verarbeitet werden.

Stabelektroden mit feuchtigkeitsempfindlicher Umhüllung werden auch eingeschweißt in diffusionsdichter Folie angeboten und benötigen vor dem Verarbeiten keine Rücktrocknung. - © ESAB
Stabelektroden mit feuchtigkeitsempfindlicher Umhüllung werden auch eingeschweißt in diffusionsdichter Folie angeboten und benötigen vor dem Verarbeiten keine Rücktrocknung. © ESAB

Bleiben noch Stabelektroden übrig, können diese beim nächsten Schweißgebrauch – allerdings dann nach Rücktrocknen – weiterverbraucht werden.

© Jochen Mußmann
© Jochen Mußmann

Vakuumverpackte Elektroden bieten sich für den Einsatz auf Baustellen an, wenn nur wenige Nähte mit basischumhüllten Ektroden zu schweißen sind und sich der Aufwand mit Trockenofen und Warmhalteköcher nicht lohnt. Die begrenzte Anzahl im eingeschweißten Paket sorgt dafür, dass später nicht zu viele Elektroden rückgetrocknet werden müssen.

(Quelle: Der Schweißer, Ausgabe 5/2020, Autor: Jochen Mußmann)

Schlagworte

ElektrodenElektrodenschweißenFügetechnikLichtbogenschweißenPorenSchutzSchutzgasSchweißenSchweißtechnikStabelektrodenVakuum

Verwandte Artikel

19.04.2024

Mit neuen Schweißlösungen in Richtung Industrie 5.0

Viñolas Metall hat für die Serienfertigung eine CMT-Roboterschweißzelle in Kombination mit einer TPS-400i-Schweißstromquelle eingeführt. Gleichzeitig setzt man auf Multip...

Anlagenbau Blechbearbeitung Eisenbahnbau Kesselbau Kraftwerksbau MAG Schweißen Maschinenbau Metallbauteile Metallkomponenten Metallkonstruktionen MIG Schweißen Roboterschweißen Schweißtechnik Werkzeugbau WIG Schweißen
Mehr erfahren
Dipl.-Ing. Jens Jerzembeck, Geschäftsführer der Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS, eröffnet den INNOVATIONSTAG 2024.
DVS Group
19.04.2024

INNOVATIONSTAG 2024: Energiewende in der Fügetechnik

Die DVS Forschung und die FOSTA – Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V. haben am 10. und 11. April den Innovationstag 2024 veranstaltet. Rund 80 Teilnehmer erhielten...

Energiewende Forschung Fügetechnik
Mehr erfahren
Mithilfe von Elektromagneten will eine Ausgründung der BAM die Schweißzeit von Windtürmen von 96 auf 12 Stunden reduzieren.
17.04.2024

Neues Schweißverfahren für Windräder ermöglicht beschleunigte Produktion

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung stellt auf der diesjährigen Hannover Messe ein innovatives Schweißverfahren für Windräder vor, mit dem sich die Produ...

Elektromagnete Schweißtechnik Schweißverfahren Windenergie Windräder Windtürme
Mehr erfahren
10.04.2024

Neufassung: DVS-Merkblatt „Prüfen von widerstandsgeschweißten Verbindungen“

Es gibt eine Neufassung des Merkblatts DVS 2951 „Prüfen von widerstandsgeschweißten Verbindungen in der Elektrotechnik und Feinwerktechnik – Zerstörende und zerstörungsfr...

Elektrotechnik Feinwerktechnik Schweißaufsichtspersonal Schweißer Schweißtechnik Widerstandsschweißen Zerstörende Prüfung Zerstörungsfreie Prüfung
Mehr erfahren
06.04.2024

LUKAS-Werkzeuge mit Selbstschärfeffekt sparen Zeit und Geld

Die LUKAS ERZETT GmbH Co. & KG steht für wegweisende Innovationen in der Werkzeugbranche. Ein herausragendes Beispiel der LUKAS Qualität ist das Ceramic Korn mit Selbstsc...

Formenbau Fräsen Maschinenbau Metallberarbeitung Oberflächenbehandlung Polieren Schleifen Schweißnahtbearbeitung Schweißnähte Schweißtechnik Selbstschärfeeffekt Stahlbau Trennen Werkzeugbau Werkzeuge
Mehr erfahren